Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A19
DOI: 10.1055/s-0034-1386598

Evaluation der Individualpräventionsmaßnahmen bei berufsbedingten Erkrankungen der Lendenwirbelsäule (ESIBEL-Studie)

U Pohrt 1, B Kuma 1, A Pietsch 2, JJ Glaesener 2, K Fischer 3, J Schmidt 4, S Brandenburg 5
  • 1Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Grundlagen der Prävention und Rehabilitation, Berufsdermatologie und Interventionsstrategien, Berlin
  • 2Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus, Zentrum für Rehabilitationsmedizin, Hamburg
  • 3Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannstrost, Halle
  • 4BG-Nordsee Rehaklinik, St. Peter-Ording
  • 5Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

Einleitung: Beschäftigte in der Pflege haben ein erhöhtes Risiko für bandscheibenbedingte Erkrankungen durch schweres Heben und Tragen im Sinne der Berufskrankheit (BK) 2108. Sofern ein solcher BK-Verdacht besteht, die Betroffenen jedoch noch an ihrem Arbeitsplatz tätig sind, bietet die Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ihnen die Teilnahme an einem 3-wöchigen stationären „Rückenkolleg“ an, um die Berufsaufgabe zu verhindern. Methoden: Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Rückenkollegkonzepts wird in einer Eingruppen-Prä-Post-Messung mit vier Erhebungszeitpunkten (Vollerhebung aller Teilnehmer 2013) überprüft. Mittels standardisierter Fragebögen werden neben soziodemographischen Daten der allgemeine Gesundheitszustand inklusive Arbeitsfähigkeit, das rückengerechtes Verhalten in Beruf und Alltag, vorhandene Fertigkeiten und Handlungsstrategien sowie Parameter zu Selbstüberwachung, Krankheitsverständnis und zur Schulungszufriedenheit erhoben. Ergebnisse: Die Teilnehmer äußerten eine hohe Schulungszufriedenheit. Zwischen den Erhebungszeitpunkten t0-t1 reduzierten sich die angegebenen Rückenschmerzen signifikant, während sich der allgemeine Gesundheitszustand und der Lebensqualitätsindex verbesserten. Die Teilnehmer zeigten ein verbessertes Krankheitsverständnis und erwarben nachweisbare wissensbasierte Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit der Erkrankung. Nach der Schulung zeigten sie ein rückenfreundlicheres Verhalten im Alltag und im Beruf. Die bereits vorliegenden Datensätze für die Messzeitpunkte t0-t1-t2 zeigen, dass auch vermehrt Entlastungsmöglichkeiten für die Wirbelsäule auch im Beruf umgesetzt werden und sich die subjektive Arbeitsfähigkeit (Work-Ability-Index) der Teilnehmer verbessert hatte. Schlussfolgerungen: Die kurzfristige Wirksamkeit des Curriculums Rückenkollegs kann belegt werden. Inwieweit diese Effekte mittel- und langfristig stabil bleiben, wird zu den nachfolgenden Messzeitpunkten überprüft.