Z Gastroenterol 2014; 52 - KC109
DOI: 10.1055/s-0034-1386411

Risikostratifizierung Postoperativer Komplikationen in der Chirurgie des kolorektalen Karzinoms

LD Lee 1, J Gröne 1, M Müller 1, ME Kreis 1, H Seeliger 1
  • 1Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Germany

Einleitung: Der NSQIP Surgical Risk Calculator (SRC) ist ein webbasiertes logistisches Prädiktionsmodell zur Risikostratifizierung postoperativer Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen. Als Datengrundlage dienen 1,4 Mio. Datensätze von Patienten aus US-amerikanischen Kliniken.

Ziele: Die patientenspezifischen kalkulierten Risiken eines eigenen Patientenkollektivs mit kolorektalen Karzinomen mit den tatsächlich eingetretenen Komplikationsraten in Relation zu setzen.

Methodik: Identifizierung von 173 Patienten mit kolorektalem Karzinom und entsprechender Operation. Hiervon 133 mit allen erforderlichen Angaben für die Risikokalkulation. Eingabe und Berechnung erfolgten über das Internetportal des American College of Surgeons. Die kalkulierten Risiken wurden mit den tatsächlich eingetretenen Komplikationen korreliert.

Ergebnis: Untersucht wurden 133 Patienten mit Kolonkarzinom (n = 64) oder Rektumkarzinom (n = 69). Männlich 51,1%, weiblich 48,9%. n = 123 (92,5%) wurden elektiv operiert, n = 10 (7,5%) notfallmäßig. ASA-Verteilung: ASA1 (n = 21; 15,8%), ASA2 (n = 67; 50,4%), ASA3 (n = 33; 24,8%), ASA4 (n = 12; 9,0%). Kalkuliertes Risiko für 30-Tages-Mortalität: n = 70 (52,6%) unterdurchschnittlich, n = 8 (6,0%) durchschnittlich, n = 50 (37,6%) überdurchschnittlich. Tatsächliche Mortalitätsrate n = 1 (0,8%). Risiko für alle Komplikationen: n = 69 (51,9%) unterdurchschnittlich, n = 21 (15,8%) durchschnittlich, n = 43 (32,3%) überdurchschnittlich. Tatsächliche Komplikationsrate n = 59 (44,4%). Risiko für chirurgische Wundkomplikation: n = 88 (66,2%) unterdurchschnittlich, n = 34 (25,6%) durchschnittlich, n = 11 (8,3%) überdurchschnittlich. Tatsächlich waren es n = 31 (23,3%). Das Risiko für eine operative Revision: n = 2 (61,7%) unterdurchschnittlich, n = 27 (20,3%) durchschnittlich, n = 23 (17,3%) überdurchschnittlich. Tatsächlich mussten n = 10 (7,5%) erneut operiert werden.

Schlussfolgerung: Der SRC ist ein hilfreiches Instrument zur präoperativen Risikostratifizierung für postoperative Komplikationen bei Patienten, die an einem kolorektalen Karzinom operiert werden, insbesondere bei erheblichem Komorbiditätsprofil. Diese Risikodaten können bei operativer Planung und Patientenaufklärung wertvoll sein. Eine Validierung des Modells für ein großes europäisches Patientenkollektiv ist erforderlich.