Z Gastroenterol 2014; 52 - KC032
DOI: 10.1055/s-0034-1386334

Unilaterale 90Y-Radioembolisation als Alternative zur Pfortaderembolisation zur Hypertrophieinduktion vor erweiterten Leberresektionen – erster Teil eines zweistufigen Studienkonzepts

B Garlipp 1, M Seidensticker 2, T de Baere 3, M van Buskirk 4, R Irmscher 2, R Damm 2, J Ricke 2, C Bruns 1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg, Germany
  • 3Institut Gustave Roussy, Radiologie Interventionelle, Villejuif, France
  • 4Data Reduction LLC, Chester, United States

Einleitung: Die Pfortaderembolisation (PVE) ist das Standardverfahren zur Hypertrophieinduktion des verbleibenden Leberrests (future liver remnant, FLR) vor erweiterten Leberresektionen und ist bei einem Verhältnis des FLR-Volumens zum Gesamtlebervolumen (FLR Ratio)< 20 – 25% indiziert (bei nicht vorgeschädigter Leber). Es gibt Hinweise, dass nach PVE die metabolische Funktion des FLR um ca. 75% stärker ansteigt als sein Volumen. In bis zu 30% kommt es jedoch nach PVE zum Tumorprogress mit resultierender Irresektabilität.

Auch mittels unilateraler 90Y-Radioembolisation (RE) lässt sich zusätzlich zur erwünschten tumorverkleinernden Wirkung als Nebeneffekt eine Hypertrophie des kontralateralen Leberlappens erreichen.

Ziele: Es soll geklärt werden, ob die RE eine Alternative zur PVE zur Hypertrophieinduktion des FLR mit geringerem Tumorprogress-Risiko sein kann. Im ersten Schritt wurde der Volumenzuwachs nach PVE vs. RE verglichen, um die Sinnhaftigkeit einer Studie zur metabolischen Funktion des FLR nach RE zu prüfen.

Methode: Matched-pair-Analyse von 26 Patientenpaaren aus einer Gesamtkohorte von 176 Patienten mit rechtsseitigen Lebertumoren (141 nach PVE, 35 nach RE) mit gleichem Profil aller bekannten Faktoren, die die Hypertrophieinduktion beeinflussen.

Ergebnis: 33 (24 – 56) d nach PVE bzw. 46 (27 – 79) d nach RE des rechten Leberlappens zeigte sich jeweils ein signifikanter FLR-Volumenanstieg, der allerdings nach RE signifikant schwächer war als nach PVE (RE: 368,7 ml auf 470,6 ml, +29,0%; PVE: 381,7 ml auf 589,5 ml, +61,5%, p < 0,001). Von 18 RE-Patienten mit prätherapeutischer FLR-Ratio < 25% hatten 9 nach RE eine FLR-Ratio > 25%.

Schlussfolgerung: Trotz geringeren FLR-Volumenanstiegs als nach PVE lässt sich mittels RE eine substanzielle kontralaterale Leberhypertrophie erzielen, wobei das Risiko eines Tumorprogresses im embolisierten Lappen nach RE durch die gleichzeitige Behandlung des Tumors geringer ist als nach PVE. Im zweiten Schritt wird aktuell geprüft, ob der Funktionszuwachs des FLR (gemessen mittels 99 mTc-Mebrofenin-Szintigrafie) nach RE ähnlich wie nach PVE den Volumenzuwachs noch übersteigt. Dies spräche für den Einsatz der RE zur Hypertrophieinduktion, wenn wegen bei Tumorprogress unmittelbar drohender Irresektabilität keine PVE durchgeführt werden soll.