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DOI: 10.1055/s-0034-1386315
Das Pankreas als Metastasierungsorgan
Einleitung: Metastasen im Pankreas sind selten. Das Spektrum der Primärtumoren und die individuelle Befundkonstellation sind heterogen. Die Therapie ist nicht standardisiert.
Ziele: Analyse des eigenen Krankengutes im Hinblick auf Grundleiden, Therapie und Prognose.
Methodik: Im Zeitraum von 9/1993 – 3/2014 (20 Jahre und 6 Monate) wurden alle Patienten mit der Diagnose einer Metastase im Pankreas prospektiv registriert, die Verläufe retrospektiv ausgewertet.
Ergebnis: Wir behandelten 61 Patienten (33 F., 28 M.) im Alter von 16 – 82 Jahren. Das häufigste Grundleiden war das Nieren-Ca. (n = 30), gefolgt von Primärtumoren der Lunge (n = 7), des Ovars (n = 5) und der Mamma (n = 5). In vier Fällen handelte es sich um Melanom-Metastasen. In zwei Fällen (undiff. Ca., Plattenepithel-Ca.) konnte kein Primärtumor detektiert werden, sodass es sich hier auch um primäre Pankreaskarzinome mit seltener Histologie gehandelt haben könnte. Von den 61 Patienten wurden 37 (60,7%) einer operativen Therapie zugeführt. Das Spektrum der Eingriffe umfasste 15 Pankreaskopfresektionen, 9 Linksresektionen, 4 totale Pankreatektomien und 4 Segmentresektionen. Sieben Patienten wurden multiviszeral reseziert, zwei weitere mit Gefäßersatz versorgt. Die perioperative Morbidität und Krankenhaus-Letalität waren vergleichbar mit Pankreas-Eingriffen aus anderer Indikation. Die Langzeit-Prognose ist jedoch besser als beim primären Pankreaskarzinom. Insbesondere Patienten mit Nierenzellkarzinomen scheinen von einer operativen Therapie ihrer Pankreasmetastasen zu profitieren, 5 von 23 (21,7%) Resezierten sind 20, 13, 12, 10 bzw. 8 Jahre postoperativ tumorfrei am Leben. Patienten mit einem Primärtumor nicht in der Niere profitierten von der Metastasenchirurgie weniger.
Schlussfolgerung: Patienten mit Pankreasmetastasen präsentieren sich mit unterschiedlichen Befundkonstellationen und benötigen in der Regel ein individualisiertes Konzept, das im Tumorboard festgelegt werden sollte. In mehr als der Hälfte der Fälle sind chirurgische Maßnahmen indiziert. Diese umfassen das gesamte Spektrum der Pankreaschirurgie bis hin zu totalen Pankreatektomien, multiviszeralen Resektionen und Gefäßersatz. Insbesondere Patienten mit Pankreasmetastasen von Nierenzellkarzinomen profitieren von einer operativen Therapie.