Z Gastroenterol 2014; 52 - KG247
DOI: 10.1055/s-0034-1386269

Gastrointestinale Blutung in der Notaufnahme: Mann, höheres Alter, Winter und die Nacht sind ein Risiko!

H Lenzen 1, E Musmann 1, S Ernst 2, C Vogel 2, B Schönemeier 1, T Köhnlein 3, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie and Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Biometrie, Hannover, Germany
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pneumologie, Hannover, Germany

Einleitung: Gastrointestinale Blutungen (GIB) gehören zu den häufigsten gastroenterologischen Notfällen. Ziel dieser Untersuchung war es, saisonale, zirkadiane und meteorologische Einflüsse auf die Inzidenz der GIB in der Notaufnahme einer Universitätsklinik zu untersuchen.

Methoden: Von 01/2007 bis 12/2012 werteten wir retrospektiv die Daten von Patientenvorstellung der Notaufnahme im Hinblick auf Anzahl und Art gastrointestinaler Blutungen in Abhängigkeit von der Jahreszeit, Tageszeit und Wetter (u.a. Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit, Niederschlagshöhe, Sonnenscheindauer, Tages-Temperaturdifferenzen) aus. Eine gastrointestinale Blutung war definiert als das Vorhandensein klinischer Blutungszeichen (Hämatemesis, Meläna, Hämatochezie).

Resultate: Es stellten sich von den insgesamt 45458 internistischen Patientenkontakten 578 (1,27%) Patienten mit einer GIB in der Notaufnahme vor. Von diesen Patienten waren 62% männlich, im Vergleich zu 55% aller Patientenvorstellungen in der ZNA (Chi2 p = 0,0002). Patienten mit einer GIB waren im Mittel um 4,4 Jahre älter als der Durchschnitt (2,76; 5,98, t-test p < 0,001). 303 (52%) Patienten hatten eine obere GIB (OGIB), 138 (24%) eine untere GIB. 137 (24%) Patienten wurden bei stabiler Labor- und Kreislaufsituation initial nicht endoskopiert. Frauen hatten ein niedrigeres Risiko für eine OGIB (OR 0,647, 95% CI 0,51 – 0,82; p = 0,0009). Bezüglich der Wetterparameter zeigte sich keine Signifikanz. Im logistischen Regressionsmodell waren neben einem höheren Alter (p < 0,0001) und männlichen Geschlecht (p = 0,0005) die Wintermonate (Dezember-Februar) (p = 0,003) mit einem höheren Risiko für eine GIB assoziiert. Im Tageszeitenverlauf war das Risiko einer GIB bei Vorstellungen in der Nacht (0 – 8 Uhr) gegenüber abends (16 – 24 Uhr) um 1,35-fach erhöht (95% CI 1,06 – 1,7; p = 0,001).

Zusammenfassung: Die Vorstellung von Patienten mit einer GIB in der Notaufnahme zeigt eine geschlechtsspezifisch, saisonal und tageszeitlich unterschiedliche Verteilung mit einer Häufung in den Wintermonaten und in der Nacht. Dies sollte bei Abwägung eines möglichen endoskopischen Notfalleingriffs und bei der Besetzung des Endoskopiedienstes in Betracht bezogen werden.