Z Gastroenterol 2014; 52 - KG199
DOI: 10.1055/s-0034-1386221

Das Fragment Nesfatin-130-59 induziert nach intrazerebroventrikulärer Injektion über eine Reduktion der Mahlzeitgröße eine lang anhaltende Hemmung der Nahrungsaufnahme bei Ratten

M Goebel-Stengel 1, P Teuffel 2, V Lembke 2, P Kobelt 2, T Hofmann 2, M Rose 2, B Klapp 2, A Stengel 2
  • 1Martin-Luther-Krankenhaus, Klinik für Innere Medizin, Institut für Neurogastroenterologie und Motilität, Berlin, Germany
  • 2Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, Charité Centrum für Innere Medizin und Dermatologie, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Germany

Hintergrund: Die intrazerebroventrikuläre (izv) Injektion von Nesfatin-1 hat eine anorexigene Wirkung bei Mäusen und Ratten. Das Fragment Nesfatin-130 – 59 wurde kürzlich als aktiver Kern von Nesfatin-11 – 82 bei Mäusen identifiziert, während eine solche Prüfung bei Ratten noch aussteht.

Zielsetzung: Untersuchung der Effekte von izv injiziertem Nesfatin-130 – 59 auf die Nahrungsaufnahmemikrostruktur bei Ratten.

Methoden: Männliche izv kannülierte Sprague-Dawley Ratten wurden mit Vehikel (5 µl ddH2O) oder Nesfatin-130 – 59 (0,37, 1,1 und 3,3 µg; ˜0,1, 0,3 und 0,9 nmol/Ratte) injiziert und die Nahrungsaufnahmemikrostruktur mittels eines automatisierten Messsystems für feste Nahrung bestimmt (n = 9 – 11/Gruppe). Das Verhalten der Tiere wurde manuell untersucht (= 5 – 6/Gruppe).

Ergebnisse: Nesfatin-130 – 59 induzierte eine dosisabhängige Reduktion des Nahrungsaufnahme während der Dunkelphase, ein Effekt, welcher zwischen der 4. und 8. h nach Injektion von 0,9 nmol Nesfatin-130 – 59 im Vergleich zu Vehikel signifikant wurde (4,5 ± 0,8 vs. 6,4 ± 0,4 g, P = 0,03), weshalb diese Dosis für alle Folgeanalysen gewählt wurde. Die hauptsächliche Reduktion der Nahrungsaufnahme wurde in der 5. h nach Injektion beobachtet (-76% im Vergleich zu Vehikel) und bewirkte eine Reduktion der kumulativen Nahrungsaufnahme bis 24h nach Injektion (-13%, P = 0,04). Der anorexigene Effekt von Nesfatin-130 – 59 war durch eine Reduktion der Mahlzeitgröße (2,1 ± 0,3 vs. 3,8 ± 0,7 g, P = 0,02) und -dauer (19,5 ± 2,8 vs. 42,9 ± 10,4 min, P = 0,02) bedingt, während die -frequenz (P = 0,23) und das Intervall zwischen den Mahlzeiten (P = 0,11) im Vergleich zur Vehikelgruppe nicht verändert waren. Auch die ‚Satiety-Ratio' war in der 4 – 8h-Periode gesteigert (60,5 ± 14,5 vs. 24,6 ± 3,3 min/g, P = 0,02). Zur gleichen Zeit zeigten die mit Nesfatin-130 – 59 injizierten Ratten im Vergleich zur Vehikelgruppe keine Änderungen der lokomotorischen Aktivität oder des Putzverhaltens (P = 0,88).

Schlussfolgerung: Die izv Injektion von Nesfatin-130 – 59 induziert einen anorexigenen Effekt, welcher verzögert eintritt (5h) und lang anhaltend (24h) ist. Die Reduktion der Nahrungsaufnahme wird durch eine Steigerung der ‚Satiation' hervorgerufen (Mahlzeitgröße vermindert), während die Sättigung ‚Satiety' (definiert durch Mahlzeitenfrequenz) nicht verändert war.