Z Gastroenterol 2014; 52 - KG113
DOI: 10.1055/s-0034-1386135

Pfortaderthrombosen bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose

A Wannhoff 1, M Senner 1, K Friedrich 1, C Rupp 1, KH Weiss 1, P Schemmer 2, W Stremmel 1, DN Gotthardt 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Germany

Einleitung: Patienten mit Leberzirrhose haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Thrombosen der Pfortader (PA) oder V. mesenterica superior (VMS), was zu einer Dekompensation der Leberfunktion führen oder eine Transplantation unmöglich machen kann.

Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten, die zwischen Januar 2007 und Juli 2012 in der Abteilung Innere Medizin IV zur Listung zur Lebertransplantation evaluiert wurden. Patienten ohne Leberzirrhose (z.B. akutes Leberversagen) wurden ausgeschlossen. Daten zum klinischen Verlauf wurden retrospektiv erhoben.

Ergebnisse: Die Ätiologie der Leberzirrhose bei den 530 eingeschlossenen Patienten war äthyltoxisch (43,8%), viral (27,4%), biliär (10,8%) kryptogen (6,4%) sowie anderer Art (11,7%). Ein HCC lag bei 139 (26,2%), ein CCC bei 5 (0,9%) Patienten vor und 386 (72,8%) waren tumorfrei. Zum Zeitpunkt der letzten Nachverfolgung lebten 275 (51,9%) Patienten, 201 (37,9%) waren transplantiert und 54 (10,2%) verstorben. Insgesamt trat bei 63 Patienten (11,9%) im Verlauf eine Thrombose der PA (n = 60) oder VMS (n = 18) auf. Eine komplette PA-Thrombose lag bei 48,3%, eine Teilthrombose bei 43,3% und eine Tumorinfiltration bei 8,3% vor. Bei 25,0% Patienten lag eine begleitende Thrombose der VMS vor. 3 Patienten hatten eine isolierte VMS Thrombose. Die Prävalenz zum Zeitpunkt der Listung zur Lebertransplantation betrug 6,2%. Die Inzidenz im Verlauf von Listung bis zum Endpunkt betrug 6,1%, das mittlere Follow-up lag im Median bei 10 Monate (IQR: 4 – 21). Eine Thrombose trat bei Patienten mit HCC in 11,6% und bei Patienten ohne HCC in 12,2% der Fälle auf. Besonders häufig traten PA- oder VMS-Thrombosen bei Patienten mit Leberzirrhose auf dem Boden einer chronischen HBV (29,6%), einer kryptogen Zirrhose (17,6%) und AIH (15,4%) auf. Bei Patienten, die bereist zur Listung eine Thrombose aufweisen, war der Child-Score leicht erhöht (B9 vs. B8, p = 0,003), signifikante Unterschiede im MELD bestanden nicht. Für Patienten, die erst im Verlauf nach Listung eine Thrombose entwickelten unterschieden sich Child- und MELD-Score bei Listung nicht.

Diskussion: Eine Pfortaderthrombose ist eine häufige Komplikation einer Leberzirrhose, unabhängig vom Vorhandensein eines HCC. Patienten mit Zirrhose bei chronischer HBV haben ein besonders hohes Risiko.