Z Gastroenterol 2014; 52 - KG030
DOI: 10.1055/s-0034-1386052

Evaluation der Lungenbeteiligung bei Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen – Haben TNF-alpha-Inhibitoren einen therapeutischen Effekt auf die pulmonale Dysfunktion?

J Bethge 1, C Conrad 1, S Nikolaus 1, R Noth 1, D Schuldt 1, S Zeissig 1, S Schreiber 1, M Ellrichmann 1
  • 1Klinik für Innere Medizin I, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany

Einleitung: Extraintestinale Manifestationen sind eine häufige Komplikation bei Patienten mit Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Eine erhöhte Mortalität durch Lungenerkrankungen wurde bei Patienten mit Colitis ulcerosa (UC) beschrieben. Das Ausmaß der Lungenbeteiligung bei CED und der Effekt von TNF-alpha-Inhibitoren (Anti-TNF) sind bisher unzureichend charakterisiert.

Ziel: Prospektive Evaluation pulmonaler Funktionsstörung (PFS) bei Patienten mit CED im Vergleich zu gesunden Kontrollen (HC); Beurteilung des therapeutischen Nutzens von Anti-TNF.

Methodik: 90 Patienten (51 Morbus Crohn (CD), 39 UC) wurden eingeschlossen (47 Remission; 43 aktiv (Harvey-Bradshaw-Index (HBI)> 4, partieller Mayo-Score (pM)> 2,5). Bei N = 25 mit aktiver CED wurde eine Anti-TNF-Therapie eingeleitet. PFS wurden gemäß des Medical Research Council Dyspnoe Index und standardisierter Spirometrie evaluiert (FEV1, IVC, FEV1%); periphere Obstruktion: MEF75, MEF50, MEF25). CED-Aktivität wurde gemäß HBI (CD) und pM (UC) beurteilt. Eine Kontrolle erfolgte nach 6 Wochen. Daten als Median/Q25/Q75 dargestellt.

Ergebnis: FEV1% war bei Patienten mit aktiver CED signifikant eingeschränkt (FEV1%CEDaktiv Q50 = 78,9; Q25 = 73,7; Q75 = 85,1) im Vergleich zu gesunden Kontrollen (FEV1%HCQ50 = 86; Q25 = 81,8; Q75 = 88,3; p = 0,001) und Patienten in Remission (FEV1%CEDrem Q50 = 84,5; Q25 = 81,2; Q75 = 89,4; p = 0,0002); kein Unterschied zwischen gesunden Kontrollen/CED-Patienten in Remission (p > 0,05). Die MEF75 zeigte ebenfalls signifikante Unterschiede (MEF75CEDaktiv/MEF75HC p = 0,01; MEF75CEDaktiv/MEF75CEDrem p = 0,002). Eine klinisch signifikante periphere Obstruktion wurde in 21,4%, eine obstruktive in 11,9% und eine restriktive Ventilationsstörung in 2,3% der CED-Patienten mit aktiver Erkrankung beobachtet (CEDrem: 5,3%/2,6%/7,9%; HC:5%/0%/0%). Unter Therapie verbesserte sich die PFS signifikant (p = 0,003 FEV1%).

Schlussfolgerung: Patienten mit aktiver CED zeigen eine signifikant erhöhte Rate an PFS im Vergleich zu Patienten in Remission und gesunden Kontrollen. Dies scheint eine wesentliche Ursache für die eingeschränkte körperliche Aktivität im akuten Entzündungsschub darzustellen. Eine Anti-TNF-Therapie verbessert die PFS signifikant, wodurch auf eine systemische Inflammation mit pulmonaler Affektion zu schließen ist.