Z Gastroenterol 2014; 52 - KG026
DOI: 10.1055/s-0034-1386048

Humane intestinale Fibroblasten sind neue Zielzellen für das alpha-Melanozyten-stimulierende Hormon – mögliche Implikationen für die Behandlung von stenosierendem Morbus Crohn mit Melanocortinen

D Bettenworth 1, A Stegemann 2, PR Tepasse 1, E Rijcken 3, M Apel 2, M Böhm 2
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster, Germany
  • 2Universitätsklinikum Münster, Hautklinik, Münster, Germany
  • 3Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Germany

Einleitung: Medikamentöse Therapieoptionen für stenosierenden Morbus Crohn sind aktuell nicht verfügbar. In dermalen Fibroblasten wurde gezeigt, dass Melanocortine wie das alpha-Melanozyten-stimulierende Hormon (α-MSH) die Kollagensynthese modulieren. Weiterhin vermittelt α-MSH antifibrotische Effekte im murinen Modell der Bleomycin-induzierten Sklerodermie. Daher wurde hier untersucht, ob humane intestinale Fibroblasten (HIF), im Hinblick auf die Synthese extrazellulärer Matrix, ebenfalls Zielzellen für Melanocortine sind.

Methodik: HIF wurden aus makroskopisch unauffälliger Kolonmukosa isoliert (n = 5) und durch Immunhistochemie von Desmin, Vimentin und α-smooth muscle actin charakterisiert. Die Melanocortinrezeptor (MCR)-Expression wurde mittels RT-PCR überprüft. Intrazelluläre Ca2+-Mobilisation als Marker für eine funktionale Kopplung des detektierten MCR wurde durch FURA-2AM Ladung und Fluoreszenzanalyse evaluiert. Kollagen Typ I Expression wurde mittels RT-PCR und die Sekretion von Procollagen Type I C-terminalem Peptid (PICP) mittels ELISA erfasst.

Ergebnis: Die immunhistochemische Analyse von Desmin, Vimentin und α-smooth muscle actin bestätigte die isolierten Zellen als Myofibroblasten. MCR Expressionanalyse wies ausschließlich die Präsenz von MC1R nach. Verkürzte Transkriptprodukte von Proopiomelanocortin (POMC), dem Vorläuferprotein von α-MSH, wurden nachgewiesen, jedoch keine funktionell wirksame POMC mRNA oder Proteinexpression. Daher kann ein autokriner Kreislauf von α-MSH ausgeschlossen werden. Ca2+-Mobilisation nach Stimulation mit a-MSH wurde weder mittels FURA-2AM Ladungsexperimenten noch mittels Fluoreszenzanalysen bestätigt. Jedoch zeigte sich nach Gabe von α-MSH (10-6 und 10-10 M) eine signifikant erniedrigte TGF-β1-induzierte PICP-Sekretion. Da dieser Effekt nicht in der Analyse der entsprechenden COL(I) mRNAs beobachtet wurde, deuten die Ergebnisse auf einen posttranskriptionalen Regulationsmechanismus von α-MSH hin.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass humane intestinale Fibroblasten neue Zielzellen für α-MSH sind. Zukünftige Studien zum Einfluss weiterer Melanokortine auf die Kollagensynthese in diesen Zellen sowie die tierexperimentelle Überprüfung in intestinalen Fibrosemodellen sind notwendig und vielversprechend.