Balint Journal 2014; 15(02): 43-51
DOI: 10.1055/s-0034-1383582
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfahrungen mit Balintarbeit in sphärischer Sitzordnung

Experiences with Balintwork in Spherical Seating Arrangement
S. Mennemeier
1   Praxis für Psychiatrie und Psychotherapie, Kassel
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Publication Date:
08 July 2014 (online)

Zusammenfassung

„Balint-Großgruppen bereichern seit den 70. Jahren die gemeinsame Arbeit. In diesem Artikel beschreibt der Autor phänomenologisch praktische Erfahrungen mit Balint-Großgruppen auf den 3 räumlich übereinanderliegenden Kreis-Ebenen des Blauen Saales der ärztlichen Weiterbildungsakademie in Bad Nauheim in der Zeit bis 2008, auf denen die Teilnehmer konzentrisch hinter- und übereinander sitzen und sich simultan wahrnehmen konnten.

Es wird die hypothetische Deutung der Balintgruppe als einer biologischen Arbeitsweise formuliert, in der eine Form interindividueller nährender Erkenntnis-Versorgung stattfindet. Die Teilnehmer einer Balint-Großgruppe in einem runden, gleichzeitig sich trichterförmig nach oben erweiternden Raum befassen sich unwillkürlich mit verschiedenen Gewichtungen des vorgestellten Themas der Arzt-Patienten-Beziehung unter salutogenetischen Aspekten:

Der innere unterste Kreis erlebt sich emotional focussierend ganz nah am Beziehungsthema des Falles (die salutogenetische Säule der Sinnhaftigkeit). Der äußere oberste Kreis erlebt sich relativ distanziert vom Beziehungsthema und beschäftigt sich mit eher pragmatischen Aspekten des Falles (Handhabbarkeit). Der mittlere Kreis knüpft den vernetzenden Übergang zwischen „Existenz“ und Praxis (Verstehbarkeit).

Nur alle 3 Ebenen zusammen ermöglichen eine gemeinsame Untersuchung der Zwischenstadien der Entwicklung von Kohärenz und erleichtern die Identifikation von Passungen innerhalb des Beziehungserlebens zwischen Referent und Patient.

Abstract

Balint large-groups have been enhancing the work between patient and doctor since the 1970s. In this article, the author describes phenomenologically concrete experiences with B. large-groups on 3 special overlapping circular levels in which the B. large-group participants sit concentrically and can simultaneously see and hear each other. It is expressed in the hypothetical interpretation that the participants randomly deal with varying importance within the subject of the presented Doctor-Patient relationship under salutogenetic aspects:

The inner circle experiences itself very closely emotionally focused on the relationship of the case (the salutogenetic meaningfullness pillar). The outer circle experiences itself relatively distanced from the topic and deals with more pragmatic aspects of the case (manageability). The middle circle closes the networking gaps between “Existence” and practise (comprehensivity). Only all 3 levels together allow a mutual examination of the in-between stages of the development of coherence and of the identification of biographical parallels as “Passungen” among the experienced relationship between the authority and patient. All members together create procedurally the common sense of “coherence”.

„Frech denken, und vorsichtig befragen, was man verstanden zu haben glaubt“ [1]

1 Prof. Dr. med. E.R. Petzold zum 75. Geburtstag in herzlicher Verbundenheit.