Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A45
DOI: 10.1055/s-0034-1376505

Untersuchung disseminierter Tumorzellen im Knochenmark beim primären Mammakarzinom – eine präliminäre Datenanalyse

E Aufhaus 1, JD Kuhlmann 1, A Petzold 1, K Kast 1, P Wimberger 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Fragestellung:

Disseminierte Tumorzellen (DTZ) im Knochenmark finden sich bei etwa 30 – 40% der Patientinnen mit primärem, nicht metastasiertem Mammakarzinom und sind mit höheren Tumorstadien sowie einer schlechten Prognose assoziiert (1 – 3). In einigen Studien konnte nach dem Einsatz von Bisphosphonaten bei DTZ-positiven Patientinnen eine Verbesserung des Überlebens sowie ein Rückgang der DTZ nachgewiesen werden (4 – 6). Vor diesem Hintergrund bieten wir an unserer Klinik seit Mai 2013 Mammakarzinompatientinnen die Untersuchung auf disseminierte Tumorzellen im Knochenmark im Rahmen der Erstoperation an.

Methodik:

Es handelt sich um eine Analyse der an unserem Zentrum analysierten Knochenmarkspunktate von Patientinnen mit Erstdiagnose eines primären Mammakarzinoms. In die Analyse werden nur Patientinnen mit einem aktiven Tumorleiden eingeschlossen, die zum Zeitpunkt der Knochenmarkspunktion an keiner malignen Zweiterkrankung leiden. Patientinnen werden entweder im Rahmen der Primäroperation vor geplanter adjuvanter Therapie bzw. nach Abschluss der neoadjuvanten Chemotherapie punktiert. Es werden bilaterale Knochenmarkaspirate des Beckenkamms mittels Dichtegradientenzentrifugation separiert und die mononukleäre Zellfraktion durch Immunzytochemie auf die Präsenz Zytokeratin-positiver DTZ hin untersucht (pan-Zytokeratin-Antikörper A45-B/B3). Die anschließende automatisierte Detektion wird gemäß der ISHAGE Evaluationskriterien durch das ARIOL-System (Applied Imaging) realisiert.

Ergebnisse:

Aktuell befinden sich 63 Patientinnen im Untersuchungskollektiv. Insgesamt ließen sich bei 32/63 Patientinnen (51%) DTZ im Knochenmark nachweisen. In der Subgruppe der Patientinnen mit adjuvanter Therapie (n = 55) lag die DTZ-Positivitätsrate bei 53%, bei Patientinnen nach neoadjuvanter Therapie (n = 8) bei 37,5%. In der Gesamtgruppe DTZ-positiver Patientinnen erfolgte eine Aufschlüsselung relevanter klinischer Parameter: 21 DTZ-positive Patientinnen (66%) wurden im Stadium pT1 (hiervon bei n = 2 ypT1) diagnostiziert, 8 Patientinnen im Stadium pT2 (25%) und jeweils 1 Patientin im Stadium pT3 und pT4 (3%). Bei 1 DTZ-positiven Patientin (3%) wurde nach neoadjuvanter Chemotherapie ein ypT0 erreicht. Des Weiteren wurde unter den DTZ-positiven Patientinnen bei 93,8% eine Östrogenrezeptor und/oder Progesteronrezeptor-Positivität im korrespondierenden Primärtumor beobachtet, wohingegen 12,5% Her-2 positive Primärtumoren aufwiesen.

Schlussfolgerung:

Die hier vorliegende präliminäre Auswertung der DTZ-Analyse beim primären Mammakarzinom beinhaltet eine erste Aufschlüsselung der DTZ-Positivitätsrate in Bezug auf die klinischen Patientencharakteristika, eine umfassende Überlebensanalyse wird folgen. Das Untersuchungskollektiv wird kontinuierlich erweitert, sodass der DTZ-Status nicht nur zur Indikation einer Bisphosphonat-Therapie, sondern auch als Korrelationsparameter für translationale Forschungsprojekte zur Identifikation neuer Biomarkerkonzepte genutzt werden kann. Des Weiteren wird eine molekulare Charakterisierung der DTZ für die Entwicklung neuer zielgerichteter Therapiekonzepte angestrebt.

Literaturverzeichnis:

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