Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A19
DOI: 10.1055/s-0034-1376479

Geburtsmodus bei Geminigravidität im Krankenhaus Dresden-Neustadt

D Nuelken 1, E Hilbert 1, A Borinsky 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Städtischen Krankenhauses Dresden-Neustadt

Fragestellung:

Gerade die Entbindung von Zwillingen stellt die Geburtshelfer vor die schwierige Frage des individuell optimalen Entbindungsmodus. Von welchen Faktoren ist die erfolgreiche vaginale Geburt für eine Geminigravidität abhängig? Im Hinblick auf die deutschlandweite hohe Sectiorate bei Mehrlingen möchten wir unsere Ergebnisse der letzte zwei Jahre vorstellen.

Methodik:

In den Jahren 2012 und 2013 wurden insgesamt 89 Frauen mit einer Zwillingsschwangerschaft in der Frauenklinik des Städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt entbunden. Diese Geburten wurden retrospektiv untersucht. Insbesondere die angestrebten vaginalen Geburtsversuche wurden hinsichtlich ihrer begünstigenden oder negativ beeinflussenden Faktoren im Hinblick auf eine erfolgreiche Beendigung beleuchtet. Voraussetzungen für eine angestrebte vaginale Geburt in unserer Klinik sind ein Schwangerschaftsalter > 32+0. SSW, erster Zwilling in Schädellage, fehlende erschwerende mütterliche oder fetale Pathologie.

Ergebnisse:

Von den 89 Patientinnen erhielten 26 Frauen aufgrund einer medizinischen Indikation (erster Zwilling in Beckenendlage, Schwangerschaftsdauer < 32+0. SSW, mütterliche Erkrankung wie Präeklampsie, fetale Pathologie) die primäre Sectio, 8 Frauen entschieden sich nach ausführlicher Aufklärung für die primäre Sectio.

55 Frauen wünschten die vaginale Geburt. 46 dieser Frauen konnten letztendlich vaginal gebären, 16,4% (9 von 55) mussten per sekundärer Sectio entbunden werden. Bei 2 Frauen wurde eine sekundäre Sectio am 2. Zwilling durchgeführt. In 89,3% der Fälle konnte eine Geburtseinleitung vaginal beendet werden.

Von den 9 sekundären Sectiones entfallen 78% auf Erstpara, 67% hatten eine Schwangerschaftsdauer < 37+0. SSW.. In 67% der Fälle lag auch der zweite Zwilling in Schädellage.

Das fetale Outcome der vaginal geborenen Kinder war gemessen an arteriellem Nabelschnur-pH und APGAR vergleichbar mit den durch Sectio entbundenen Zwillingen.

Schlussfolgerung:

Bei positiven Voraussetzungen für eine vaginale Zwillingsgeburt strebten 61,8% unserer Patientinnen die vaginale Entbindung an. Unsere Erfolgsrate bei vaginal angestrebten Geminientbindungen betrug 83,6%. Begünstigende Faktoren für die erfolgreiche vaginale Geburt scheinen die Parität und eine Schwangerschaftsdauer von mehr als 37+0 SSW zu sein.