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DOI: 10.1055/s-0034-1376048
Akute toxische Hepatits bei postmenopausaler Phytopharmazie
Wir berichten über eine 56-jährige Patientin, welche mit steigenden Leberwerten (ASAT > 15 ULN, ALAT > 22 ULN), und Übelkeit vorstellig wird. Sonographisch unauffälliger Befund, die Pat. nicht ikterisch. Eine akute EBV und CMV Infektion kann ebenso wie eine HCV oder HBV Infektion serologisch ausgeschlossen werden. Immunologisch unspezifische ANA Erhöhung mit 1:160. Es erfolgt die diagnostische Leberpunktion mit dem histologischen Bild einer seit längerem bestehenden medikamentös-toxischen Hepatitis mit akuter Komponente, eine Autoimmungenese wird ausgeschlossen. Nach genauer Medikamentenanamnese kann erhoben werden, dass die Patientin seit 7 Jahren Kapseln mit Yamswurzelextrakt (Dioscorea villosa) zur Linderung von postmenopausalen Beschwerden einnimmt. Zusätzlich seit einem Monat zur Stärkung der Vitalfunktionen Ysop und Zistrosenauszug.
Bisher liegen zur Hepatotoxizität von Yamswurzelextrakten nur wenige Daten vor. In einigen Fallberichten schildern betroffene Patientinnen erhöhte Leberwerte unter Einnahme der Substanz mit nachfolgend kompletter Erholung der Werte nach Absetzen des Präparates. In einer tierexperimentellen Studie konnte unter Verabreichung von Yamswurzelextrakt bei Ratten eine verstärkte Fibrosierung von Nierengewebe und die Aktivierung von Entzündungskaskaden in der Leber nachgewiesen werden.
Für die „Luftkartoffel“ (Dioscorea bulbifera), die zur selben Pflanzengattung wie die Yamswurzel gehört, konnte in tierexperimentellen Studien eine direkte Hepatotoxizität durch den aktiven Wirkstoff Diosbulbin B gezeigt werden.
In Bezug auf Ysop und Zistrose ergab unsere Suche keine Ergebnisse für Leberschäden. Auf unser Anraten setzte die Pat. jegliche Phytopharmazie ab, nach einem Monat zeigten sich die Leberwerte schon deutlich rückläufig, nach 2 Monaten waren sie wieder im Normbereich.
Zusammenfassend zeigt sich, dass pflanzliche Präparate in kontrollierten Studien noch nicht ausreichend hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen erforscht sind. Teilweise liegen die Inhaltsstoffe auch in Mischform vor oder sind kontaminiert. Die Verträglichkeit ist auch interindividuell unterschiedlich und Interaktionen mit anderen Medikamenten sind sehr wahrscheinlich.
In unserem Fall konnte ein direkter Bezug zur Hepatotoxizität des Yamswurzelextraktes durch gezielte Anamneseerhebung und komplette Normalisierung des Leberlabors nach Absetzen der Phytotherapie hergestellt werden.