Z Gastroenterol 2014; 52 - P08
DOI: 10.1055/s-0034-1375992

Kleine oder große Kurvatur – wo biopsieren am gastroösophagealen Übergang?

W Plieschnegger 1, NI Schneider 2, M Geppert 3, H Bordel 4, GM Hoess 5, A Eherer 6, E Wolf 2, M Vieth 7, F Siebert 1, C Langner 2
  • 1Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, St. Veit/Glan/Abteilung für Innere Medizin, St. Veit/Glan, Austria
  • 2Medizinische Universität Graz/Institut für Pathologie, Graz, Austria
  • 3Praxis für Gastroenterologie, Bayreuth, Germany
  • 4Praxis für Gastroenterologie, Osnabrück, Germany
  • 5Medizinische Universität Graz/Universitätsklinik für Chirurgie/Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie, Graz, Austria
  • 6Medizinische Universität Graz/Universitätsklinik für Innere Medizin/Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Graz, Austria
  • 7Klinikum Bayreuth/Institut für Pathologie, Bayreuth, Germany

Hintergrund: Der Stellenwert der Histologie in der Diagnose der Refluxkrankheit ist gering, als Hauptursache wird die geringe Sensitivität der Methode angeführt. In einer prospektiven Multicenter Studie (histoGERD trial) stellten wir uns die Frage, ob dieses mit der Lokalisation der Biopsieentnahme in Zusammenhang steht.

Methode: Eingeschlossen wurden 776 Patienten, bei denen aus unterschiedlichen Gründen eine Gastroskopie durchgeführt wurde (366 Männer, 410 Frauen; medianes Alter 54 Jahre, Spannbreite 15 – 93). Die gastroösophageale Grenze wurde seitengetrennt biopsiert (kleine vs. große Kurvatur). Von allen Patienten lagen jeweils Platten- und Zylinderepithel zur Begutachtung vor. Untersucht wurden verschiedene histologische Parameter der Refluxkrankheit (gemäß ESOHISTO Consensus Guidelines), der Typ des Drüsenkörpers (oxyntic mucosa, OM; oxyntocardiac mucosa, OCM; cardiac mucosa, CM) im Bereich des erfassten Zylinderepithels und das Vorhandensein einer intestinalen Metaplasie.

Ergebnisse: An der kleinen Kurvatur wiesen 175 (23%) Patienten histologisch eine schwere Ösophagitis (große Kurvatur n = 115, 15%), 253 (33%) eine milde Ösophagitis (große Kurvatur: n = 257, 33%) und 348 (45%) einen Normalbefund (große Kurvatur n = 404, 52%) auf. Bei NERD-Patienten (Los Angels N/M; n = 545) wurde eine schwere Ösophagitis an der kleine Kurvatur in 86 (16%) Fällen und an der großen Kurvatur in 65 (12%) Fällen diagnostiziert. Vergleicht man die einzelnen histologischen Parameter, so fanden sich eine Verbreiterung der Basalzelllagen, eine papilläre Elongation, eine Aufweitung der Interzellularbrücken und eine Infiltration des Plattenepithels durch eosinophile Granulozyten signifikant häufiger bei Biopsieentnahme an der kleinen Kurvatur. Dieser Unterschied war besonders evident bei Patienten mit positiver Refluxanamnese (p < 0,001). CM (55% vs. 48%; p = 0,005) und intestinale Metaplasie (14% vs. 7%; p < 0,001) wurden ebenfalls an der kleinen Kurvatur häufiger gefunden, während sich für OM und OCM kein Unterschied ergab.

Zusammenfassung: Bei Patienten mit Refluxbeschwerden ermöglicht speziell die Biopsieentnahme an der kleinen Kurvatur eine sensitive Diagnose. Diese gilt sowohl für die aktuellen entzündlichen Veränderungen des Plattenepithels als auch für deren chronische Folgen, wie Kardia-Metaplasie und intestinale Metaplasie.