Pneumologie 2014; 68 - P24
DOI: 10.1055/s-0034-1375928

Die prophylaktische Ganzhirnbestrahlung (PCI) während Erlotinibtherapie bei fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom: Neurokognition sowie Lebensqualität ein Jahr nach PCI im Rahmen einer Phase I-II Studie

A Tufman 1, F Manapov 2, L Behr 1, F Fohrer 1, H Künzel 4, C Belka 2, U Müller-Lisse 3, RM Huber 1
  • 1Medizinische Klinik V, Klinikum der Universität München, DZL CPC-M
  • 2Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, LMU München
  • 3Institut für Klinische Radiologie, LMU München
  • 4Medizinische Klinik IV, LMU München

Einleitung:

Hirnmetastasen treten beim fortgeschrittenen Lungenkarzinom häufig auf. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom hat sich die PCI bereits etabliert, jedoch konnte bei unselektierten Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom noch kein Überlebensvorteil gezeigt werden. Patienten mit NSCLC und spezifischer Mutation scheinen unter Langzeittherapie mit einem Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) gehäuft Hirnmetastasen zu erleiden. In der ProACT-Studie soll die Sicherheit sowie Effektivität einer PCI bei diesen Patienten geprüft werden. Hier stellen wir erste Ergebnisse bzgl. der Neurokognition sowie Lebensqualität nach einem Jahr bei einer Patientin in der ProACT Studie vor.

Methoden:

Im Rahmen der ProACT Studie werden Patienten, die auf eine Therapie mit EGFR-TKIs gut ansprechen, mit einer PCI behandelt. Die Neurokognition sowie Lebensqualität, der zerebrale Kernspinbefund und Serummarker der Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke werden vor PCI und im Verlauf erfasst.

Ergebnisse:

Eine 55 Jahre alte Patientin mit einem fortgeschrittenen, EGFR-mutierten Adenokarzinom der Lunge wurde bei Ansprechen auf eine Erstlinientherapie mit Erlotinib im Rahmen der ProACT Studie mit PCI behandelt. Schwerwiegende Komplikationen traten nicht auf. Die Toxizität war mild, es traten lediglich vorübergehend ein Hautausschlag sowie ein Juckreiz der Kopfhaut und eine reversible Alopezie auf. Die Neurokognition wurde mittels mini-mental state exam und trailmaking test erfasst und blieb unverändert. Symptome einer Depression wurden mittels Beck Depression Inventory erfasst und blieben stabil. Auch die Lebensqualität, welche mittels EORTC QLQ C30, EORTC QLQ LC13 und EORTC QLQ BN20 erfasst wurde zeigte keine signifikante Verschlechterung im Verlauf.

Ein Jahr nach PCI war die Patientin unter Therapie mit Erlotinib noch stabil und ohne Hinweise auf eine Metastasierung im Gehirn.

Diskussion:

Die PCI wurde während der Therapie mit einem EGFR-TKI gut toleriert. Unerwartete Toxizitäten traten nicht auf. Die Neurokognition sowie Lebensqualität wurden für ein Jahr nach PCI erfasst und zeigten keine wesentlichen Unterschiede. Die Sicherheit und Effektivität der PCI-Therapie bei Patienten mit Ansprechen auf einen TKI sollten weiter untersucht werden.