Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218 - P68
DOI: 10.1055/s-0034-1375777

Schwangerschaftseintritt unter antipsychotischer Therapie mit Olanzapin – eine prospektive Followup-Studie

WE Paulus 1
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth (Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm), Ravensburg

Zielsetzung: Die Erstmanifestation einer Schizophrenie liegt bei Frauen überwiegend im Alter zwischen 25 und 35 Jahren und tangiert damit häufig Fragen der Familienplanung. Seit nunmehr über 20 Jahren wird eine wachsende Zahl atypischer Neuroleptika (wie z.B. Olanzapin) in den Handel gebracht. Diese Psychopharmaka besitzen geringere extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen und beeinflussen den Prolaktinspiegel weniger, so dass die Lebensqualität der Betroffenen steigt und häufiger Schwangerschaften unter dieser Medikation eintreten. Da größere prospektive Studien zu den Effekten dieser Medikamente auf die Schwangerschaft weitgehend fehlen, führt der Eintritt einer Schwangerschaft unter Therapie mit Olanzapin oft zu starker Verunsicherung der Patientinnen bezüglich der Prognose ihrer Nachkommen. Unter Therapie mit Olanzapin wurden bislang insbesondere einige Fälle von Neuralrohrdefekten publiziert.

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1998 und 2013 132 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Olanzapin bei Schwangerschaftseintritt dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n = 516) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.

Resultate: Die Spontanabortrate nach Einnahme von Olanzapin unterschied sich mit 11,4% (13/114) nicht signifikant vom Kontrollkollektiv mit 8,8% (44/501). Kongenitale Anomalien fielen nach Medikation mit Olanzapin (7/101 = 6,9%) nicht signifikant häufiger auf als im Kontrollkollektiv (16/457 = 3,5%, p = 0,16), obwohl das relative Risiko von 1,98 (95%-Konfidenzintervall 0,75 – 4,96) einen gewissen Trend erkennen lässt. Folgende Komplikationen traten bei sieben Neugeborenen auf: Hydrozephalus + Leukodystrophie, tetraspastische Zerebralparese, Vorhof-/Ventrikelseptumdefekt, Klumpfüße, Vorhofseptumdefekt, 2 x motorische Entwicklungsverzögerung. Allerdings lag die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne Anhalt für embryonale Anomalien nach Therapie mit Olanzapin im I. Trimenon (18/132 = 13,6%) signifikant (p < 0,001) über dem Anteil in der Kontrollgruppe (15/516 = 2,9%).

Diskussion: Unsere prospektive, kontrollierte Followup-Studie konnte ein spezielles teratogenes Potential von Olanzapin nicht nachweisen. Allerdings sollten weitere reproduktionstoxikologische Daten gesammelt werden, um Patientinnen im fertilen Alter unter Therapie mit Olanzapin beruhigen zu können.