Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218 - P66
DOI: 10.1055/s-0034-1375775

Eine fetoskopische Trachealballonokklusion verbessert Dimensionen und -durchblutung der fetalen Lungen bei schwerer Lungenhypoplasie durch Oligo-Ahydramnie bei posterioren Urethralklappen

T Kohl 1, J Degenhardt 2, R Schürg 3, R Axt-Fliedner 2
  • 1Deutsches Zentrum für Fetalchirurgie & minimal-invasive Therapie (DZFT)
  • 2Abteilung für Pränatalmedizin
  • 3Klinik für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM-Standort Gießen)

Hintergrund: Bei Ungeborenen mit renal bedingtem schwerem Oligo- oder Ahydramnion, zum Beispiel bei posterioren Urethralklappen wird häufig eine lebensbedrohliche Lungenhypoplasie beobachtet.

Patient & Methode: Bei einem Feten mit posterioren Urethralklappen mit initial in der 15. SSW massiv dilatierter und zu diesem Zeitpunkt erfolglos an einem anderen Zentrum drainierten Blase fand sich in der 31+1 SSW eine multizystisch-dysplastische Niere rechts sowie eine hyperechogener Niere links. Bei Oligo-Ahydramnie war die fetale Herz-Lungenbasis in den Bereich der 3.-4. Rippe nach kranial verlagert. Bei verschmälertem Thorax fand sich eine Pseudokardiomegalie mit kaum darstellbarer Lungendurchblutung.

Nach intensiver Aufklärung der Eltern über den wohl infausten postnatalen Verlauf der Erkrankung, experimentelle pränatale Therapiemöglichkeiten und Chancen und Risiken einer nachgeburtlichen Peritonealdialyse, entschieden sich die Eltern zur Fortführung der Schwangerschaft und Maximaltherapie. Zur Behandlung der Lungenhypoplasie wurde in der 31+1 SSW nach Fruchtwasserauffüllung eine perkutane fetoskopische Tracheal-Ballonokklusion (FETO) durchgeführt.

Ergebnisse: Unter Okklusion fand sich eine eindrucksvolle Zunahme des fetalen Lungenvolumens und der

-durchblutung. In der 35+5 SSW wurde die perkutane fetoskopische Tracheal-Ballonentfernung nach erneuter Fruchtwasserauffüllung durchgeführt und das Kind per Sektio entbunden. Nach seiner Entbindung konnte das Neugeborene konventionell beatmet und peritonealdialyisiert werden. Nach einem klinischen Verlauf, ähnlich einer moderaten Verlaufsform einer kongenitalen Zwerchfellhernie, welcher durch eine Sepsis kompliziert wurde, wurde das Kind im Alter von 6 Lebensmonaten nach Hause entlassen.

Schlussfolgerungen: Eine FETO kann zu einer deutlichen Verbesserung der Dimensionen und Durchblutung der Lungen bei Feten mit lebensbedrohlicher Lungenhypoplasie auf Grund eines renal bedingten schweren Oligo-Ahydramnions beitragen. Diese Information ist wichtig für die pränatalmedizinische Beratung betroffener Schwangerer.