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DOI: 10.1055/s-0034-1375740
Medikamentöse Abortinduktion jenseits von 12 Wochen – Mifegyne® plus Prostaglandine
Mifegyne® führt zur Eröffnung der Zervix und zur Ablösung des Endometriums. Der Wirkstoff ist ein Progesteron-Rezeptorantagonist und hemmt die Wirkung des Progesterons aufgrund einer höheren Affinität für dessen Rezeptoren. 24 – 48 Stunden nach Mifegyne®- Gabe soll ein Prostaglandin (Cytotec®/Cergem®) verabreicht werden.
Retrospektive Analyse klinischer Daten der Jahre 2012 – 2014:
Untersucht und ausgewertet wurde das Intervall zwischen Einnahme von Mifegyne® und Entbindung. Zu Beginn des Beobachtungszeitraums wurde mit der Prostaglandingabe nach 48h, später nach 24h begonnen. Cytotec wurde alle 6h per os in einer Dosierung von 400 µg verabreicht, Cergem als Vaginalzäpfchen alle 6h.
Das Patientenkollektiv bestand aus 63 Patientinnen zwischen der 13. und 35. SSW. Alle Fälle waren zuvor in einem interdisziplinären Ethikkomitee besprochen worden. 49 Frauen erhielten das Prostaglandin 38 – 63h (Median 47h) nach Einnahme von Mifegyne®, 14 Patientinnen bereits nach 20 – 28h (Median 24h).
Beim ersten Patientenkollektiv betrug das Intervall zwischen Einnahme von Mifegyne® und der Geburt im Durchschnitt 63h. Im zweiten Kollektiv fiel diese Zeitspanne mit einem Mittel von 41h deutlich geringer aus.
Cytotec und Cergem führten zu differenten Zeitintervallen: Im ersten Kollektiv betrug das Intervall zwischen Mifegyne®- Einnahme und Geburt 64h für Cytotec® und 59h für Cergem®, im zweiten Kollektiv betrug die Dauer 44h versus 35h.
Aufgrund der kürzeren Zeitdauer bis zur Geburt scheint Cergem vordergründig die bessere Wahl zu sein. Jedoch ist Cytotec das nach evidenzbasierten Empfehlungen der WHO als das am besten verträgliche und kostengünstigste Prostaglandin anzusehen. Durch eine höhere Dosierung, ein kürzeres Dosierungsintervall bzw. eine andere Applikationsroute kann die Wirkung von Cytotec® gesteigert werden. Komplikationen im Rahmen der Studie nach Einnahme traten nicht auf.
Unsere Ergebnisse belegen, dass die Zeitdauer von 36 – 48h, die bisher nach Einnahme von Mifegyne zur Vorbereitung von Prostaglandinen empfohlen wurde, nicht eingehalten werden muss. Ein kürzeres Zeitintervall der Abortinduktion sollte zum Wohl der Patientin angestrebt werden, um die psychisch belastende Situation so kurz wie möglich zu halten.