Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A118
DOI: 10.1055/s-0034-1375477

Brustkrebs-Eigenanamnese oder erstgradige Familienanamnese: Was hat stärkeren Einfluss auf Tumordetektion und Tumorgröße beim Mammakarzinom?

F Schwab 1, A Schötzau 2, U Güth 1, 3, 4
  • 1Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Basel, Schweiz
  • 2Eudox Institut für Biomathematik, Basel, Schweiz
  • 3Kantonsspital Winterthur, „Brustzentrum seno suisse“, Winterthur, Schweiz
  • 4Kantonsspital Winterthur, Klinik für Gynäkologie, Winterthur, Schweiz

Zielsetzung: Das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, ist deutlich erhöht, wenn Frauen schon einmal an einem Mammakarzinom erkrankt waren, also eine persönliche Anamnese (PA) aufweisen und wenn eine positive Familienanamnese (FA) besteht. Die Studie untersucht, welcher der beiden Risikofaktoren einen stärkeren Einfluss auf Tumordetektion und Tumorgröße bei Mammakarzinompatientinnen hat.

Material & Methoden: Ausgewertet wurden die Fälle aller Patientinnen, die zwischen 1990 und 2009 in der Universitäts-Frauenklinik Basel mit einem nicht-inflammatorischen Mammakarzinom behandelt wurden und die bei der Erstdiagnose der Erkrankung ≤70 Jahre alt waren (n = 1099). 92 Patientinnen (8,4%) hatten eine positive PA, 151 Patientinnen hatten eine positive FA (erstgradig Verwandte).

Ergebnisse: Im Vergleich beider Risikogruppen wurden bei den Patientinnen mit PA die Tumoren etwas häufiger, aber nicht signifikant, durch radiologische Untersuchungen gefunden (PA: 49,4%, FA: 43,4%; p = 0,468). Wenn Patientinnen ihren Tumor durch eine Selbstuntersuchung bemerkt hatten, wies die Gruppe mit FA etwas kleinere Tumoren auf (PA: 26,1 mm, FA: 23,1 mm; p = 0,797). Insgesamt wiesen Patientinnen mit belasteter Anamnese deutlich kleinere Tumoren auf als Frauen ohne PA/FA (PA: 19,7 mm, FA: 19,6 mm, keine PA/FA: 26,7 mm; p = 0,015/p < 0,001); im Vergleich beider Gruppen mit anamnestischer Belastung zeigten sich nahezu identische Tumorgrößen (p = 0,999).

Zusammenfassung: Frauen mit belasteter PA und FA sind durch diese Erfahrung so geprägt, dass sie radiologische Untersuchungen häufiger in Anspruch nehmen und Veränderungen in der Brust früher bemerken; beides führt dazu, dass, wenn bei ihnen Mammakarzinome diagnostiziert werden, diese kleiner sind als bei Frauen ohne anamnestische Belastung. Ein Vergleich beider Risikogruppen zeigt vergleichbare Daten in der Tumordetektionsmethode und nahezu identische Tumorgrößen.