Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A110
DOI: 10.1055/s-0034-1375469

Diagnostizierte Mammakarzinome werden kleiner – dank der radiologischen Untersuchungen

SM Schmid 1, F Schwab 2, A Schötzau 3, U Güth 2, 4, 5
  • 1Spital Grabs, Frauenklinik, Grabs, Schweiz
  • 2Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Basel, Schweiz
  • 3Eudox Institut für Biomathematik, Basel, Schweiz
  • 4Kantonsspital Winterthur, „Brustzentrum seno suisse“, Winterthur, Schweiz
  • 5Kantonsspital Winterthur, Klinik für Gynäkologie, Winterthur, Schweiz

Zielsetzung: Die Studie untersucht, inwieweit sich die Tumordetektionsmethoden beim Mammakarzinom über einen 20-Jahres-Zeitraum verändert haben und wie diese Veränderungen Einfluss auf die Entwicklung der Tumorgröße zum Zeitpunkt der Diagnose genommen haben.

Material & Methoden: Basis der Studie sind alle Patientinnen, die zwischen 1990 und 2009 in der Universitäts-Frauenklinik Basel mit einem erstmals diagnostizierten Mammakarzinom behandelt wurden und die bei der Diagnose eine Tumorgröße < 5 cm aufwiesen (n = 1325). Ausgewertet wurden folgende drei Tumordetektionsmethoden: Selbstuntersuchung durch die Patientin (SU, n = 714 [56,1%]); klinische Untersuchung durch den Arzt (KU, n = 237 [18,6%]); radiologische Untersuchung (RU, n = 321 [25,3%]).

Ergebnisse: Über 20 Jahre stieg die Rate der durch RU diagnostizierten Karzinome signifikant an (p < 0,001); parallel dazu sank die mediane Tumorgröße (1990 – 1993: 20 mm; 2006 – 2009: 17 mm; Spearman-Korrelationskoeffizient = rho –0,14, p < 0,001). Dabei blieb aber die SU die häufigste Detektionsmethode (2006 – 2009: 54,8%). Die durch RU diagnostizierten Tumoren waren signifikant kleiner als die durch die beiden anderen Detektionsmethoden gefunden Tumoren (RU: 12 mm vs. SU: 21 mm vs. KU: 20 mm, jeweils p < 0,001). Innerhalb der Detektionsmethoden zeigte sich im Verlauf nur bei den RU eine Verminderung der diagnostizierten Tumorgrößen (Spearman-Korrelationskoeffizient = rho -0,13, p = 0,018). SU und KU zeigten dagegen keine Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Tumorgröße (SU: Spearman-Korrelationskoeffizient = rho -0,05, p = 0,14; KU: Spearman-Korrelationskoeffizient = rho -0,01, p = 0,77)

Zusammenfassung: In einem 20-Jahreszeitraum fanden wir zwar insgesamt eine Senkung der Tumorgrößen, diese wurde aber im Wesentlichen durch den häufigeren Einsatz radiologischer Verfahren erreicht. Die Möglichkeiten der SU scheinen, trotz einer Vielzahl öffentlicher Aufklärungskampagnen, ausgeschöpft zu sein. Eine weitere Senkung der Tumorgrößen scheint daher nur durch eine Ausweitung radiologischer Screening-Untersuchungen erreichbar.