Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A101
DOI: 10.1055/s-0034-1375460

Mammakarzinom nach Bestrahlungstherapie zur Behandlung des Morbus Hodgkin im Kindes- und Jugendalter – individuelle Therapiestrategien

K Rhiem 1, J Giesecke 1, N Herold 1, M Maringa 1, V Zarghooni 1, S Reichstein-Gnielinski 1, R Bongartz 2, G Schellong 3, RK Schmutzler 1
  • 1Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • 2Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Münster, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Münster, Deutschland

Zielsetzung:

Kinder und Jugendliche, die wegen eines Morbus Hodgkin (HD) mit Radio-/Chemotherapie behandelt wurden, zeigen Überlebensraten von über 90%. Allerdings werden teilweise schwerwiegende Spätfolgen der Behandlung beobachtet. Das häufigste sekundäre Malignom bei jungen Frauen nach HD und supradiaphragmaler Bestrahlungstherapie in der Pubertätsphase stellt das Mammakarzinome dar. Die Fallbeispiele aus dem intensivierten Brustkrebs-Früherkennungsprogramm zeigen unterschiedliche Therapieentscheidungen der Patientinnen auf.

Materialien und Methoden:

Im Rahmen der Langzeit-Nachbeobachtung von HD-Studienpatientinnen durch die GPOH-Arbeitsgruppe Spätfolgen nach HD (HD-78 bis HD-90, 1975 – 1995) wurde bei 590 Frauen nach HD-Therapie in der Pubertätsphase die Rate an sekundären Mammakarzinomen untersucht.

Ergebnisse:

Es wurde eine 24fach erhöhte Inzidenz von Mammakarzinomen bei Frauen (25 bis 45 Jahre) 20,7 Jahren nach HD-Strahlentherapie in der Pubertätsphase (9 – 16 Jahre) verglichen mit altersgleichen Frauen der Allgemeinbevölkerung beobachtet. Aufgrund dieser Daten wurde in Kooperation mit den Zentren des Deutschen Konsortiums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs ein Brustkrebs-Früherkennungsprogramm etabliert. Beispielhaft werden zwei Frauen mit Brustkrebsdiagnose im Rahmen des Programms dargestellt: die erste Patientin (39 Jahre, pT1b, pN0, HR+, Her2-, G2) entschied sich für eine brusterhaltende Operation mit adjuvanter Radiatio. Die zweite Patientin (39 Jahre, pT1c, pN0, HR+, Her2, G2) unterzog sich einer bilateralen (semi-)prophylaktischen Mastektomie mit primärer, heterologer Rekonstruktion.

Zusammenfassung:

Die Daten und Fallbeispiele demonstrieren 1. die Notwendigkeit zur Etablierung des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms für Frauen nach HD-Therapie im Deutschen Konsortium und 2. die unterschiedlichen Therapieentscheidungen der Patientinnen mit Unterstützung eines interdisziplinären Behandler-Teams.