Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A29
DOI: 10.1055/s-0034-1375388

Die neoadjuvante Chemotherapie bei Mammakarzinomerkrankung reduziert signifikant die Gesamtzahl entnommen Lymphknoten durch die axilläre Dissektion

T Erbes 1, M Orlowska-Volk 2, A zur Hausen 3, G Rücker 4, S Mayer 1, J Farthmann 1, S Iborra 1, M Hirschfeld 1, PT Meyer 5, G Gitsch 1, E Stickeler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Freiburg, Freiburg/Breisgau, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Pathologie, Freiburg/Breisgau, Deutschland
  • 3Universitätsklinik Maastricht, Department für Pathologie, Maastricht, Niederlande
  • 4Universitätsklinikum Freiburg, Department für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Freiburg, Department für Nuklearmedizin, Freiburg/Breisgau, Deutschland

Zielsetzung:

Neoadjuvante Chemotherapie (NC) bei Mammakarzinomerkrankung kann ein Downstaging initial befallener axillärer Lymphknoten (LK) bewirken und möglicherweise auch die LK-Detektierbarkeit beeinflussen. Klinisch wird bei axillärer Dissektion (AD) nach NC eine geringere Gesamtzahl entnommener LK beobachtet als nach primärer AD (ohne vorausgegangene NC) bei jedoch heterogener Datenlage. Zudem bleibt unklar, ob NC-abhängige Parameter die LK-Detektionsrate beeinflussen.

Material und Methoden:

Retrospektiv wurde die Gesamtzahl detektierter axillärer LK durch die AD von 182 Patientinnen nach NC und von 351 primär Operierten untersucht. Operative, pathologische und histomorphologische Einflussfaktoren wurden evaluiert und Outcome-Analysen(Disease-free Survival (DFS), Overall Survival (OS) und Lokalrezidivrate) berechnet.

Ergebnisse:

Die Gesamtzahl axillär entnommener LK war in der NC-Gruppe signifikant niedriger als in der primär operierten Gruppe (median 13 vs. 16; p < 0,0001). Die Rate an inkomplett operierten Axillen (< 10 LK) war nach NC vierfach erhöht (14,8% vs. 3,4%; p < 0,0001). Multivariat wurden Operateure und Pathologen als Einflussfaktoren ausgeschlossen und die lymphoide Depletion als unabhängigen Faktor für eine geringere LK-Gesamtzahl identifiziert. Die LK-Anzahl beeinflusste DFS, OS und Lokalrezidivrate nicht.

Zusammenfassung:

Die NC reduziert signifikant die Gesamtzahl entnommener axillärer LK und nimmt profunden Einfluss auf deren histomorphologische Darstellbarkeit. Die Empfehlung mindestens 10 LK zu exstirpieren wird durch die NC eindeutig kompromittiert. Da die verminderte LK-Anzahl das Outcome nicht negativ beeinflusst, stellt eine AD nach NC mit der Exstirpation von < 10 LK keinen Indikator für ein inkomplettes axilläres Staging dar und sollte deshalb als Qualitätsmarker für die Brustchirurgie kritisch betrachtet werden.