Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A24
DOI: 10.1055/s-0034-1375383

Hereditäre CASP8 Mutation bei einer jungen Patientin mit triple-negativem Mammakarzinom und ungewöhnlichem Metastasierungsprofil

T Dörk-Bousset 1, S Bhuju 2, M Dämmrich 3, F Länger 3, U Hille-Betz 4, P Hillemanns 4, R Geffers 2, T Park-Simon 4
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Frauenklinik im Forschungszentrum, Hannover, Deutschland
  • 2Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Genomanalytik, Braunschweig, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Pathologie, Hannover, Deutschland
  • 4Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover, Deutschland

Ein familiäres Mammakarzinom kann mit Mutationen in BRCA1 oder BRCA2 einhergehen, doch erklären diese beiden Gene nur eine Minderheit der hereditären Fälle. Mittels Exomsequenzierung lassen sich die kodierenden Abschnitte aller Gene auf weitere Mutationen hin untersuchen. Wir berichten hier von einer 29 Jahre alten Patientin mit triple-negativem Mammakarzinom und einer positiven Familienanamnese, jedoch ohne nachweisbare BRCA1 oder BRCA2 Mutation. Acht Wochen nach Abschluss der neoadjuvanten Chemotherapie wurde ein intramammäres Rezidiv festgestellt. Zudem zeigte sich neben multiplen Weichteilmetastasen im Retroperitoneum und Oberschenkel auch eine intrahepatische Metastase. Exomsequenzierung der genomischen DNA aus peripheren Blutzellen wies eine Stopmutation im CASP8 Gen nach, die die Caspase-8 in der katalytischen Domäne inaktiviert. Heterozygotie für diese Mutation bestätigte sich im gesunden Brustdrüsengewebe der Patientin, das Tumorgewebe zeigte partiellen LOH unter Verlust des Wildtypallels. Dies ist der erste Bericht einer Patientin mit trunkierender CASP8 Keimbahnmutation. CASP8 Mutationen sind jedoch als somatische Ereignisse in Brusttumoren bekannt, und ein CASP8 Polymorphismus (p.D302N) modifiziert das Brustkrebsrisiko. Für Caspase-8 wurden eine essenzielle Funktion in der Anoikis und eine mögliche Rolle als Metastasensuppressor beschrieben. Der Verlust dieser Funktion könnte den Progress und das auffällige Metastasierungsprofil unserer Patientin erklären.