Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - P207
DOI: 10.1055/s-0034-1375064

MODY 5 bei neuer Mutation des HNF1ß-Gens

T Biester 1, N Datz 1, K Schnell 1, G Wildhardt 2, O Kordonouri 1
  • 1AUF DER BULT, Diabetes-Zentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
  • 2bio.logis Zentrum für Humangenetik, Frankfurt a. Main, Germany

Anamnese: Im Alter von 17 5/12 Jahren stellte sich der adipöse Patient auf Grund einer seit 2 Wochen bestehenden Polydipsie, Polyurie, Erschöpfung und Gewichtsabnahme erstmalig in unserer Klinik vor.

Seit Geburt bekannte polyzystische Nierendegeneration mit kompensierter Niereninsuffizienz, bioptisch gesicherte Steatosis hepatis. 2 Jahre zuvor war ein HbA1c von 7,3% aufgefallen. Bei klinischem Verdacht auf Typ-2-Diabetes ernährungstherapeutische Behandlung und Glibenclamid. Nach einem Kuraufenthalt deutliche Gewichtsabnahme und HbA1c-Rückgang auf 6,3%. Der Vater und der Großvater seien an einem nicht näher spezifizierten Diabetes erkrankt, der Vater ist dialysepflichtig.

Befund: Adipöser männlicher Jugendlicher (BMI 29 kg/m2, >P97), Striae distensae am Bauch, ausgeprägte Akne, Testes bds. im Skrotum, Tanner G4 P5.

HbA1c 11,3%, Glukose 477 mg/dl, GOT 46 U/l, GPT 167 U/l, G-GT 633 U/l, Cystatin C 1,14 mg/l (oberer Normbereich), Kreatinin-Clearance 60,1 ml/min, Nüchtern-C-Peptid 1,22 µg/dl, negative diabetes-assoziierte Antikörper.

Ergebnis: Zunächst Rekompensation und Schulung, Entlassung mit intensiverter Insulintherapie.

Bei passender Befundkonstellation, d.h. atypischer Verlauf des Diabetes und Urogenitaltrakt-Auffälligkeiten, kam ein MODY 5 in Frage. Die genetische Analyse zeigte einen heterozygoten Nukleotidaustausch an der Position 388 [.388C>T (p.Gln130Term)]. Hierbei handelt es sich um eine bisher noch nicht beschriebene Veränderung: ein Nukleotidaustausch C zu T, der das Triplett (CAG>TAG) im Exon 2 des HNF1ß-Gens verändert und zu einem Translationsterminationscodon an der Position 130 führt. Dies lässt aufgrund der resultierenden Trunkierung eine funktionelle Beeinträchtigung des Proteins erwarten. Die anderen betroffenen Familienmitglieder lehnten eine genetische Untersuchung ab.

Zusammenfassung: Bei unserem Patienten liegt ein MODY 5 vor, die Therapie erfolgt mit Insulin, der HbA1c ist 6 – 7%. Die Staetosis hepatis und die Niereninsuffizienz sind stabil.