Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - FV25
DOI: 10.1055/s-0034-1374882

Konventionelle (CT) und multiple Insulininjektion (MIT) bei Diabetes mellitus Typ 2 – ein retrospektiver Vergleich von Indikatoren der Behandlungsqualität über 22 Jahre

G Kramer 1, N Kuniß 1, N Müller 1, C Kloos 1, G Wolf 2, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Endokrinologie u. Stoffwechsel; Innere Medizin III, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin III, Jena, Germany

Einleitung: In randomisierten, prospektiven Studien über einen kurzen Zeitraum kommt es bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nach Beginn einer multiplen Injektionstherapie (MIT) im Vergleich zu einer konventionellen Therapie (CT) meist zu einer geringfügig besseren glykämischen Kontrolle bei höherer Hypoglykämieinzidenz, stärkerer Gewichtszunahme und höherem Therapieaufwand. Langzeitbeobachtungen aus der klinischen Routine liegen bisher nicht vor.

Methoden: In einer Hochschulpoliklinik wurden 20943 Besuche aus 22 Jahren von insgesamt 2422 Insulin behandelten Menschen mit Typ-2-Diabetes mit einer MIT oder CT aus der elektronischen Patientenakte EMIL© analysiert. MIT und CT wurden hinsichtlich Indikatoren der Behandlungsqualität verglichen. Zur besseren Vergleichbarkeit der HbA1c-Werte wurden diese DCCT adjustiert.

Ergebnisse: Eine MIT wurde bei 13901 (66,4%) von 20943 Besuchen verwendet. Im Vergleich zur CT waren diese Patienten jünger (62,0 ± 10,1 vs. 68,7 ± 9,9 Jahre, p < 0,0001), hatten eine gering längere Diabetesdauer (16,5 ± 8,7 vs. 15,8 ± 8,1 Jahre, p < 0,0001), einen höheren BMI (32,8 ± 6,1 vs. 30,9 ± 5,3 kg/m2, p < 0,0001), eine deutlich höhere Insulindosis (76,4 ± 52,0 vs. 46,5 ± 26,9 IE/d, p < 0,0001) sowie einen moderat niedrigeren HbA1c (7,7 ± 1,4% vs. 7,9 ± 1,4%, p < 0,0001), jedoch eine höhere Anzahl nicht schwerer Hypoglykämien/Woche (0,3 ± 0,7 vs. 0,2 ± 0,8, p = 0,01). Schwere Hypoglykämien/letzten 12 Monaten waren selten und unterschieden sich zwischen beiden Gruppen nicht (0,02/Patient/Jahr).

Schlussfolgerung: Mit einem HbA1c unter 8% und einer HbA1c-Differenz von 0,2% waren beide Insulintherapieformen hinsichtlich der glykämischen Kontrolle vergleichbar. Eine MIT war mit einem höheren BMI und einer höheren Inzidenz von nicht schweren Hypoglykämien verbunden. Patienten sollten bei der Wahl der Insulintherapie unter Berücksichtigung ihres Lebensstils (Tagesablauf, Essgewohnheiten, Bewegung) aktiv in die Entscheidung einbezogen werden.