Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - FV16
DOI: 10.1055/s-0034-1374873

Anstieg des Blutzuckers nach fett- und proteinreichen Mahlzeiten: Die Tübinger Grill Studie, eine Pilotstudie bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes

R Schweizer 1, S Herrlich 2, M Lösch-Binder 1, R Braun 1, F Behret 1, A Schneider 2, A Neu 1
  • 1Universitätsklinikum, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Tübingen, Germany
  • 2Universitätsklinikum, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ernährungsberatung, Tübingen, Germany

Hintergrund: Neben Kohlenhydraten haben auch Proteine und Fett Einfluss auf den Blutzuckerverlauf. Therapeutische Empfehlungen zum Umgang mit Fett und Protein bei der Insulindosierung fehlen weitestgehend.

Fragestellung: Wie verändert sich der Blutzucker nach einer fett- und proteinreichen Mahlzeit (FPRM) im Vergleich zu einer Standardmahlzeit (SM)?

Studiendesign und Methoden: 15 Jugendliche (2 weiblich), Alter 16,8 (SD ± 2,9) Jahre, Diabetesdauer 2 – 13 Jahre, Insulindosis 0,9 (± 0,3) IE/kg/d, HbA1c 6,9% (6 – 8,9) erhielten an 2 aufeinander folgenden Tagen entweder eine SM (19 g Fett, 28 g Eiweiß, 70 g Kohlenhydrate) oder eine FPRM (52 g Fett, 110 g Eiweiß, 70 g Kohlenhydrate) als Abendmahlzeit. Für 12h nach der Mahlzeit erfolgte die Messung des Glucoseverlaufs mittels CGMS (Guardian, Medtronic). Insulin wurde für die Kohlenhydrate entsprechend dem individuellen Kohlenhydratbolus verabreicht.

Ergebnis: Die Glucose area under the curve (AUC) für die SM = 1400 (± 580)mg/dl/12h, war signifikant niedriger als für die FPRM = 1968 (± 394)mg/dl/12h, p < 0,05. Die Glucosespiegel unterschieden sich signifikant zwischen 4 und 12h nach der Mahlzeit. Die maximale Differenz bestand nach 6h, nach 12 Stunden waren die Glucosespiegel bei 91 (± 34)mg/dl nach der SM und bei 153 (± 60)mg/dl nach der FPRM. Bei der SM waren 31% der Glucosespiegel < 80 mg/dl und 24% > 150 mg/dl, für die FPRM waren es 3 und 48%.

Schlussfolgerung: Zwölf Stunden nach einer fett- und proteinreichen Mahlzeit ist der Glucosespiegel erhöht. Dies deutet darauf hin, dass für solche Mahlzeiten zusätzlich Insulin verabreicht werden muss. Bei der Beratung von Patienten mit Typ 1 Diabetes sollte dies berücksichtigt werden.