Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - FV14
DOI: 10.1055/s-0034-1374871

Fetale Hirnaktivität unterscheidet sich bei Feten von Müttern mit und ohne Gestationsdiabetes

K Linder 1, 2, 3, F Schleger 2, 3, 4, S Kümmel 4, C Ketterer 1, L Fritsche 1, I Kiefer-Schmidt 5, HU Häring 1, 2, 3, H Preissl 2, 3, 4, A Fritsche 1, 2, 3
  • 1Medizinische Klinik, Department für Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie, Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung und Metabolische Krankheiten des Helmholtz Zentrums München an der Universität, Tübingen, Germany
  • 3Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Neuherberg, Germany
  • 4fMEG Zentrum, Eberhard Karls Universität, Tübingen, Germany
  • 5Frauenklinik, Universitätsklinikum, Tübingen, Germany

Hintergrund: Der fetale Phänotyp kann durch den mütterlichen Stoffwechsel geprägt werden. Die Wirkung des mütterlichen Metabolismus auf die fetale Hirnentwicklung wurde noch nicht ausreichend erforscht. In dieser Studie wurde untersucht, ob sich die mütterlichen metabolischen Veränderungen während eines oralen Glukosetoleranztests (OGTT), abhängig vom Gestationsdiabetes, auf die fetale Hirnaktivität auswirken.

Methoden: Bei 12 Gestationsdiabetikerinnen und 28 gesunden Schwangeren (Kontrollen) wurde ein 75 g OGTT durchgeführt. Glukose und Insulinspiegel wurden basal, nach 60 und 120 Minuten bestimmt. Vor jeder Blutentnahme erfolgte eine Messung der Hirnaktivität mittels fetaler Magnetoenzephalografie mit auditorischer Stimulation zur Erfassung der Latenzen evozierter Potentiale. Der Insulinsensitivitätsindex der Mutter wurde berechnet.

Ergebnisse: In der Kontrollgruppe nahmen die Latenzen der evozierten Potentiale 60 Minuten nach Glukoseeinnahme von 260 ± 90 auf 206 ± 74 ms (p = 0,008) ab, und verblieben stabil bis 120 Minuten (206 ± 74 vs. 230 ± 79, p = 0,129). Im Vergleich zu gesunden Kontrollen war die Latenz in der Gruppe der Gestationsdiabetikerinnen 60 Minuten nach Glukoseeinnahme signifikant länger (296 ± 82 vs. 206 ± 74 ms, p = 0,001), wobei zu den Zeitpunkten 0 und 120 kein Unterschied beobachtet wurde. Mit linearer Regression konnte ein Effekt mütterlicher Insulinsensitivität auf fetale Latenzen 60 Minuten nach Glukoseeinnahme in der gesamten Kohorte gezeigt werden (n = 40, r =-0,330, p = 0,037).

Diskussion: Während eines OGTT war die fetale Hirnantwort postprandial signifikant langsamer bei Gestationsdiabetikerinnen im Vergleich zu Frauen mit normaler Glukosetoleranz. Weiterhin zeigte sich eine negative Korrelation der Latenz fetaler Hirnreaktionen mit mütterlicher Insulinsensitivität. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich mütterlicher Gestationsdiabetes auf die fetale Hirnentwicklung auswirken könnte.