Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A14
DOI: 10.1055/s-0034-1374749

Würfelpessar – eine unterschätzte therapeutische Möglichkeit in der konservativer Behandlung des Genitaldeszensus?

Z Nemeth 1, J Ott 1
  • 1Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien, Abteilung der Gynäkologie

Fragestellung: Die Senkung der Beckenorgane (pelvic organe prolapse – POP) ist eine häufige Erkrankung in der weiblichen Bevölkerung. Konservative Therapiekonzepte mit Pessaren sind im Allgemeinen nur für bestimmte Zielgruppen empfohlen (bei nicht operablen Patientinnen, schwerer Komorbidität, Rezidivdeszensus, Kinderwunsch, in der Schwangerschaft). Nach Angaben aus der Literatur wird aber immer deutlicher, dass zwei Drittel der Betroffenen vor einer operativen Sanierung zunächst eine konservative Therapieoption sucht. Das Ziel unserer Studie war es zu untersuchen, ob eine ambulant eingeleitete Selbsttherapie mit dem Würfelpessar bei Frauen mit symptomatischem POP eine gut verträgliche First-line- Behandlung darstellen könnte. Methodik: In einer prospektiven Fallserie, 87 symptomatische Frauen mit einem POP-Stadium von 2 – 4 wurde ein Würfelpessar individuell angepasst und die Patientin für die Selbsttherapie genau unterrichtet. Die therapeutische Ähnlichkeit mit einer Brille – also Benutzung bei Notwendigkeit – wurde den Patientinnen erklärt. Ihre Zufriedenheit mit der Behandlung und ihre Absicht nach Fortsetzung der Therapie wurde nach 1 Jahr evaluiert. Ergebnisse: Die Würfelpessare konnten in 84/87 Patientinnen (96,6%) angepasst werden. 6 Frauen gingen für den Follow-up verloren. 78 Patientinnen (92,9%, Durchschnittsalter 60 Jahre) beendeten die Studie. 16 Frauen (20,5%) haben die Behandlung wegen de-novo Symptome, wie Belastungsinkontinenz und Diskomfort frühzeitig abgebrochen. Bei diesen Patientinnen sank der Median des allgemeinen Wohlbefindens, angegeben auf einer numerischen Ratingskala (NRS), von 4,5 (Range 3 – 6) auf 2,0 (Range 1 – 3; p < 0,001). Bei den Patientinnen, welche die Therapie fortsetzten, verbesserte sich das allgemeine Wohlbefinden nach einem Jahr von Median 3,0 (Range 2 – 5) auf 8,0 (Range 7 – 10; p < 0,001). Die meisten Patientinnen beurteilten die Anwendung der Würfelpessare als „sehr leicht“ oder „leicht“ (85,5%). Die Zufriedenheit mit der Therapie wurde mit dem Patient Global Impression of Improvement (PGI-I) gemessen, der Medianwert war 2,0 (Range 1 – 3) bei der Kontrolluntersuchung nach einem Jahr. Alle Teilnehmerinnen, welche die Studie abschlossen, setzten die Behandlung fort. Es gab keine Komplikation oder Nebenwirkungen im Untersuchungszeitraum.

Schlussfolgerung: Selbsttherapie mit täglich angewandten Würfelpessare kann als mögliche First-line Behandlungsoption für Patientinnen mit symptomatischen Senkungsbeschwerden in POP-Stadium 2 – 4 empfohlen werden.