Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A11
DOI: 10.1055/s-0034-1374746

Therapeutische Strategie bei Uterus myomatosus permagnus mit Beckenvenenthrombose links

O Kandolf 1, K Unterrieder 1, W Schweiger 2
  • 1Gynäkologie Privatklink Villach
  • 2Chirurgie und Gefäßchirurgie Privatklinik Villach

Fragestellung: Uterus myomatosus permagnus mit konsekutiver Beckenvenenthrombose links. Therapiestrategie im Spannungsfeld Antikoagulation – Uterine Blutung? Methodik: Eine prämenopausale Patientin wurde mit einer akuten Becken-Beinvenenthrombose links stationär aufgenommen. Es bestand eine akute Beinschwellung mit ausgeprägter Umfangsdifferenz und starken Schmerzen. Bei Zustand nach Myomenukleation 2002 wurde bei der gynäkologischen Untersuchung ein Uterus myomatosus diagnostiziert, der im Liegen bis unter den linken Rippenbogen reichte. In der Computertomografie bestand neben dem riesigen Unter-Mittelbauchtumor eine vollständige Thrombose der Vena illiaca externa-comunis links bis in die inferiore Vena cava. Im interdisziplinären gefäßchirurgisch-gynäkologischen Konsil wurde von einer akuten Intervention Abstand genommen und ein primär konservatives Vorgehen gewählt. Die Patientin wurde für ½ Jahr marcoumarisiert und erhielt Esmya 5 mg/die zur Blutungsprophylaxe. Unter dieser Therapie nahm der Beinumfang sukzessive ab, die Patientin war amenorrhoisch. Nach erwarteter vollständiger Organisation des Thrombus, erfolgte der operative Eingriff unter niedermolekularem Heparin.

Ergebnisse: Intraoperativ zeigte sich der große Uterus myomatosus vollständig retroperitoneal gelegen, Rektosigma, Colon deszendens und Dünndarmmesenterium nach rechts ventral verdrängt. Der Tumor reichte bis unter die linke Niere, der Ureter war mittelgradig gestaut. Nach ausgedehnter retroperitonealer Präparation erfolgte eine vollständige Hysterektomie mit Adnektomie li. Schlussfolgerung: Die Koinzidenz eines Uterus myomatosus permagnus mit einer Beckenvenenthrombose stellt ein seltenes Ereignis dar. Der intraperitoneal gelegene Uterus übt durch seine Mobilität selten einen kontinuierlichen Druck auf das retroperitoneale Venensystem aus. Die retroperitoneale Lage, die wohl aus einem primär intraligamentären Myom hervorging, erklärt die Entstehung der Beckenvenenthrombose durch Dauerkompression. Durch moderne Therapiekombinationen (Marcoumar-Ulipristalacetat) kann ein sicheres, zweizeitiges Therapiekonzept gewählt werden. Eine akute gefäßchirurgische Intervention, mit deutlich erhöhter Morbidität, konnte so vermieden werden.