Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A6
DOI: 10.1055/s-0034-1374741

Labienkorrekturen – Warum lassen sich Frauen heutzutage in unserer so westlichen Gesellschaft „beschneiden“? Besteht ein Zusammenhang zwischen der allgemeinen Unzufriedenheit mit dem Genitale einer Frau und der Länge ihrer inneren Schamlippen?

S Adelberger 1, D Dörfler 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Im Rahmen der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit soll dem aktuellen Trend der kosmetischen Genitalchirurgie auf den Grund gegangen werden.

Es wird ein Überblick über die zurzeit am häufigsten verwendeten Techniken, mit besonderem Augenmerk auf die Schamlippenverkleinerung, gegeben.

Ein Ziel der Literaturrecherche ist die Nutzen-Risiko-Abwägung für eine Labienkorrektur. Es werden in dieser Arbeit die physischen sowie psychischen Beweggründe für Schamlippenverkleinerungen gesammelt und mögliche alternative Behandlungsmethoden zur Labienkorrektur erfasst. Weiters wird auch ein kritischer Vergleich mit der ‚Weiblichen Genitalbeschneidung‘ gezogen. Im praktischen Forschungsteil wird versucht mithilfe einer prospektiven Querschnittsstudie eine Assoziation zwischen der Labiengröße der untersuchten Frauen und der Unzufriedenheit mit ihrem eigenen äußeren Genitale zu detektieren. Im Zuge dessen wird versucht die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper im Allgemeinen und der mit dem eigenen Geschlecht zu vergleichen. Gesucht wird weiters nach möglichen Zusammenhängen mit Schwangerschaften oder psychischen Erkrankungen.

Die Frauen werden auch nach ihrer Einstellung gegenüber der kosmetischen Chirurgie befragt und ob für sie ein Eingriff am Genitale oder an anderen Körperteilen prinzipiell in Frage käme. Wie schon in der Literaturrecherche erhoben, wird mittels dieser prospektiven Fragebogenstudie nach den verschiedenen Gründen für eine Vaginoplastik gesucht.

Schließlich wird noch untersucht, inwieweit Frauen ihre Schamlippen selbst einschätzen können und was zurzeit bei Frauen, das Geschlecht betreffend, als schön erachtet wird.

Methodik: Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurden im Dezember 2012 und Jänner 2013 Patientinnen der allgemeinen gynäkologischen Ambulanz im AKH Wien untersucht. 169 Frauen zwischen 18 und 60 Jahren, welche ohnedies eine gynäkologische Untersuchung im AKH erhalten hätten, wurden um eine Teilnahme gebeten. Der Grund der Ablehnung wurde dokumentiert. Ein Großteil konnte aufgrund einer bestehenden Sprachbarriere nicht teilnehmen, viele wollten die Ablehnung nicht weiter kommentieren.

Insgesamt willigten 123 Frauen ein an der Untersuchung teilzunehmen. Diesen wurde ein Fragebogen zum selbstständigen Ausfüllen überreicht. Nach der Beantwortung erhielten die Studienteilnehmerinnen zunächst ihre geplante gynäkologische Untersuchung. Im Anschluss an dieselbe wurden bei insgesamt 100 Frauen mittels eines Papiermaßbandes die Weite und Länge ihrer Labia minora vermessen und deren Fragebogen mit den erhobenen objektiven Messwerten vervollständigt. Ergebnisse: Die Daten werden mithilfe des Statistikprogramms SPSS ausgewertet und die Ergebnisse mit Methoden der deskriptiven Statistik ausformuliert. Die Rekrutierungsphase der Probandinnen ist bereits abgeschlossen und die statistische Auswertung gerade in Bearbeitung. Schlussfolgerung: Je nach Ergebnis der Studie sollten adaptierte Behandlungsmethoden diskutiert werden. Aufgrund der ersten berechneten Ergebnisse der erhobenen Daten besteht die Annahme, dass Probleme mit dem äußeren Genitale öfter mit der psychischen Verfassung der Patientin und mit ihrer Einstellung zum eigenen Körper als mit der objektiven Länge oder Weite ihrer Schamlippen korrelieren.

Deshalb sollte die Entscheidungsfindung zu einer Schamlippenverkleinerung umfassend und kritisch mit der Klientin diskutiert werden. Primär müssen alle Behandlungsalternativen, wie zum Beispiel psychologische Beratung im Rahmen einer Körperbildstörung, angeboten werden. Ein Studienziel wäre, durch die gewonnenen Erkenntnisse, den Grundstein neuer medizinischer Richtlinien zur strengen Indikationsfindung für mögliche gewünschte Labienkorrekturen zu legen.