Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V75
DOI: 10.1055/s-0034-1374138

Kontraindizierte Verschreibung von Metformin bei Typ 2 Diabetikern: Eine Routinedatenauswertung

O Scharow 1, J Schmidt 1, H Lawall 2
  • 1Leuphana Universität, Lüneburg, Deutschland
  • 2Asklepios Westklinikum, Hamburg, Deutschland

Hintergrund: Studien zeigen, dass zwischen 19 und 94% aller Typ 2 Diabetiker (T2D) Kontraindikationen (KI) gegen Metformin aufweisen. Diese Untersuchungen spiegeln jedoch vorwiegend internationale Ergebnisse wieder, auf nationaler Ebene fehlen bislang zuverlässige Informationen, insbesondere auf Basis von Routinedaten.

Ziel: Das Ziel der Studie ist es kontrainduzierte Verschreibungen bei T2D in Deutschland darzustellen. Zudem sollten Unterschiede zwischen Metformin-Patienten und Nicht-Metformin-Patienten mit KI in Bezug auf Charakteristika, Gesundheitsoutcomes und Kosten aufgezeigt und analysiert werden.

Methoden: Eine Querschnittsstudie mit T2D (n = 42586) wurde durchgeführt. Chronische Niereninsuffizienz, chronische Lebererkrankungen, Herzinsuffizienz und chronischer Alkoholismus wurden als KI in die Analyse mit aufgenommen und durch ICD-10-Codes erfasst. Datengrundlage der Analyse war die Forschungsdatenbank der Gesundheitsforen Leipzig. Diese umfasst Abrechnungsdaten deutscher Krankenkassen und enthält u.a. Informationen zur Demografie, stationären und ambulanten Diagnosen sowie zu Arzneimitteln.

Ergebnisse: Zum Untersuchungszeitpunk erhielten 16563 T2D (38,9%) eine Metformin-Verschreibung. Davon hatten 473 (2,9%) eine KI. 30 (0,18%) hatten mehr als eine KI. Chronische Niereninsuffizienz war die häufigste KI und trat in 1,2% der Fälle auf. Nicht-Metformin-Patienten wiesen signifikant häufiger KI auf (7,1%) als Metformin-Patienten (2,9%, p =< 0,001) auf. Die Krankenhauskosten waren in beiden Gruppen ähnlich, während im Vergleich die Nicht-Metformin-Patienten mit KI signifikant höhere Kosten im ambulanten Bereich aufwiesen.

Fazit: Kontrainduzierte Verschreibungen wurden in 2,9% der Metformin-Patienten identifiziert. Damit weicht das Studienergebnis wesentlich von bisherigen Untersuchungsergebnissen ab. Längsschnittuntersuchungen sind notwendig um die Auswirkungen kontrainduzierter Verschreibungen auf Gesundheitsoutcomes und Kosten zu analysieren.