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DOI: 10.1055/s-0034-1374098
Gemeinsame Entscheidungsfindung in der allgemeinmedizinischen Versorgung
Fragestellung: Sowohl Patienten/innen als auch Ärzte/innen befürworten generell die Patientenpartizipation bei der Entscheidungsfindung, obwohl die Umsetzung in der Praxis nur in geringem Maße erfolgt, wie aktuelle Studien zur Arzt-Patienten Kommunikation nahelegen. Die Ergebnisse der überwiegend quantitativen Studien variieren allerdings stark je nachdem, aus welcher Perspektive das Messinstrument die Partizipation erfasst. Ziel des Projektes ist es daher, über die Anwendung qualitativer Methoden eine Annäherung an das Konzept der Gemeinsamen Entscheidungsfindung in der Hausarztpraxis zu erreichen.
Methodik: Es handelt sich um eine phänomenologische Studie mit zunächst explorativer Analyse eines Subsamples von 57 konsekutiven Konsultationen aus 5 Hausarztpraxen. In einem multiprofessionellen Raterteam wurde ein Codesystem entwickelt und aus den Gesprächen mittels strukturierter Inhaltsanalyse Kommunikationsmuster zur Entscheidungsfindung rekonstruiert.
Ergebnis: Es zeigt sich, dass in der Arzt-Patienten-Kommunikation in Hausarztpraxen sehr wohl gemeinsame Entscheidungsfindung umgesetzt wird. Interaktionen verlaufen dabei häufig subtil. Der Entschluss zur Durchführung wenig invasiver (Stufen-)Diagnostik wird dabei eher von ärztlicher Seite gefasst. Therapeutische Maßnahmen hingegen werden von Ärzten/innen eher als Empfehlungen formuliert. Gerade bei kontrastierenden Krankheitskonzepten beider Parteien ergeben sich Konflikte im Aushandlungsprozess. Ein Spezifikum der Entscheidungsfindung in der hausärztlichen Praxis stellt dabei die Konsensfindung im Sinne eines erneuten Aushandelns dar.
Schlussfolgerung: Die Ergänzung der Messverfahren um qualitative Methoden kann dazu beitragen, eine Annäherung an Fragen zur Partizipation zu erzielen. Die Erkenntnisse der Studie dienen der Konkretisierung des Konstruktes der gemeinsamen Entscheidungsfindung und können für Aus-, Fort- und Weiterbildung genutzt werden.