Rofo 2014; 186 - VO104_6
DOI: 10.1055/s-0034-1372799

Indikation der Ganzkörper-Computertomografie (GK-CT) bei polytraumatisierten Kindern

F Wolfschmidt 1, I Platzer 1, S Manger 1, T Wurmb 2, T Bley 1, W Kenn 1
  • 1Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Würzburg
  • 2Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Würzburg

Zielsetzung:

Retrospektive Analyse der Anwendung eines Triage-Protokolls für die Indikation der GK-CT sowie von epidemiologischen Daten bei Kindern mit Verdacht auf Polytrauma.

Material und Methodik:

Retrospektive Analyse der Daten von 72 Kindern (49 männliche, Alter 1 – 14 Jahre), die zwischen 2004 und 2009 mit Verdacht auf Polytrauma in ein Level-1-Traumazentrum aufgenommen wurden. Eine Ganzkörper-CT (16-slice SIEMENS Somatom Sensation CT mit Sliding Gantry) war indiziert – wie bei erwachsenen Polytrauma-Patienten – wenn ein Triagekriterium, basierend auf dem Unfallmechanismus, den Vitalparametern und des Verletzungsmusters, erfüllt war. Die Datenanalyse implizierte Über- und Untertriageraten, Injury Severitiy Score (ISS), Unfallmechanismus, Veretzungsmuster, verzögerte Diagnosen, Lethalität. ISS = 16 definierte ein Polytrauma.

Ergebnisse:

Die Untertriagerate (ISS = 16, kein GK-CT) betrug 26,3% (n = 19), die Übertriagerate (ISS< 16, GK-CT) 20,8% (n=15). Alle Patienten mit Untertriage erhielten eine regionenspezifische CT. Der mittlere ISS betrug 26,5 (Range 2–75). Typische Unfallmechanismen waren Verkehrsunfälle (59,7%) und Stürze aus großer Höhe (33,3%). Kopf- und Gesichtsverletzungen waren am häufigsten (52,8% und 25,0%), gefolgt von Extremitätenverletzungen (51,4%), thorakalen (36,1%) und abdominellen (19,4%) Verletzungen. Relevante verzögerte Diagnosen traten in 3 Fällen auf. Die Letaliät betrug 8,3% – bei 4 von 6 Patienten verursacht durch Kopfverletzungen.

Schlussfolgerungen:

Ein aus dem Erwachsenen-Polytrauma-Algorithmus auf pädiatrische Patienten übertragenes Triageschema scheint aufgrund hoher Über- und Untertriageraten nicht für die Diagnostik des kindlichen Polytraumapatienten geeignet. Die Kenntnis von epidemiologischen Daten kann dazu beitragen, den radiologischen Trauma-Algorithmus für das schwerstverletzte Kind – mit Betonung strahlensparender Modalitäten – zu verbessern.

E-Mail: Wolfschmid_F@ukw.de