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DOI: 10.1055/s-0034-1371618
Die Gesundheit der Babyboomer in NRW – Ergebnisse eines aktuellen Bevölkerungssurveys
Im Rahmen eines repräsentativen, telefonischen Surveys wurde im Sommer 2013 die gesundheitliche Situation der Babyboomer-Generation (Geburtsjahrgänge 1955 bis 1970) in Nordrhein-Westfalen untersucht (N = 1045). Ein Großteil der Befragten wird voraussichtlich zwischen 2020 und 2030 das Rentenalter erreichen. Ziel der Untersuchung war u.a. über die Ermittlung von Risikoscores die zukünftige Diabetes-Prävalenz in dieser Bevölkerungsgruppe im Rentenalter abzuschätzen.
Ergebnisse: Die Babyboomer-Generation in Nordrhein-Westfalen ist zu 74% mit ihrem Gesundheitszustand zufrieden. Unter den jüngeren Befragten (43 – 50 Jahre) bezeichnen 21% ihren Gesundheitszustand als „weniger gut“, „schlecht“ oder „sehr schlecht“, unter den 51 – 58-Jährigen sind es 33%. Deutlich mehr als jede/r Dritte (knapp 38%) gibt an, unter mindestens einer chronischen Erkrankung zu leiden; besonders häufig trifft dies auf Frauen (42%), ältere Babyboomer ab 51 Jahren (48%) und Befragte aus der unteren Sozialschicht zu. Letztere sind mit 51% beinahe doppelt so häufig von chronischen Erkrankungen betroffen wie Befragte aus der oberen Sozialschicht (26%).
5,5% der Befragten geben an, dass bei ihnen bereits eine Diabetes-Erkrankung ärztlich diagnostiziert wurde. Übergewichtige (6,8%) und Adipöse (12,7%) sind deutlich häufiger an Diabetes erkrankt als Normalgewichtige (2,5%). Anhand verschiedener Risiko- und Schutzfaktoren erfolgte eine Schätzung des individuellen Diabetes-Risikos für jede Teilnehmerin/jeden Teilnehmer. Demnach wird die Diabetes-Prävalenz dieser Alterskohorte in zehn Jahren voraussichtlich bei ca. 13% liegen. Bei den älteren Babyboomern, die dann 61 – 68 Jahre alt sein werden, kann mit einer Prävalenz von über 15% gerechnet werden. Die Diabetes-Prävalenz derjenigen, die heute in diesem Alter sind, liegt etwa 1 – 2% unter diesem Wert.
Schlussfolgerungen: Die Babyboomer-Generation stellt mit ca. 4,4 Millionen Frauen und Männern die größte Alterskohorte in Nordrhein-Westfalen dar. Eine prozentuale Zunahme chronischer Erkrankungen im Vergleich zu älteren Geburtskohorten stellt deshalb das Versorgungssystem vor potenzierte Herausforderungen. Da Diabetes als wesentlicher Risikofaktor für pflegaufwendige Folgeerkrankungen wie Demenz und Schlaganfall gilt, wäre die Intensivierung (sekundär-)präventiver Maßnahmen für die Zielgruppe der Babyboomer eine sinnvolle Strategie im Hinblick auf den zu erwartenden Pflegebedarf.