Gesundheitswesen 2014; 76 - V36
DOI: 10.1055/s-0034-1371589

Kariesprophylaxe ohne Fluoride – geht das wirklich gut?

J Klimek 1
  • 1Justus-Liebig-Universität Gießen, Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde, Gießen

Neu entwickelte Wirkstoffe zur Kariesprophylaxe müssen sich am Goldstandard Fluorid messen lassen. Als alleinige Wirkstoffe in Zahnpflegeprodukten sollten sie die Wirkung von Fluorid übertreffen oder zumindest genauso wirksam sein. In diesem Zusammenhang findet heute Nano-Hydroxylapatit als alleiniger Wirkstoff in Zahnpasten besondere Beachtung. Zur Ergänzung der Kariesprophylaxe bei erhöhtem Kariesrisiko werden alternativ zu Fluoridierungsmitteln insbesondere Pasten, Mundspüllösungen und Kaugummis mit stabilisiertem amorphem Kalziumphosphat (CPP-ACP) als Wirkstoff oder Chlorhexidinlacke angeboten. Eine Empfehlung, CPP-ACP enthaltende Produkte alternativ zu Fluorid enthaltenden Produkten einzusetzen, kann zurzeit noch nicht gegeben werden. Insgesamt gibt es auch für Chlorhexidinlacke keinen ausreichenden Beweis für eine karieshemmende Wirkung. Nano-Hydroxylapatit als alleiniger Wirkstoff in Zahnpasten soll kleinste Risse und poröse Stellen im Zahnschmelz reparieren können. Hierbei sollen sich die sogenannten biomimetischen Moleküle mit dem Zahnschmelz verbinden. Für eine Förderung der Remineralisation von Initialkaries durch von außen zugeführte Nano-Hydroxylapatitkristalle oder vergleichbare Substanzen gibt es keinerlei Beweise. Eine Reparatur von komplett verloren gegangenen Kristallen auf der Zahnoberfläche durch Anlagerung neuer Kristalle ist unbewiesen und ist nach heutigem Kenntnisstand auch nicht möglich, weil Inhibitoren im Speichel das Wachstum von Kristallen auf der Zahnoberfläche und somit eine kontinuierliche Vergrößerung der Zähne verhindern. Gegenwärtig liegen keine klinischen Studien vor, mit denen eine Reparatur des Zahnhartgewebes durch Nano-Hydroxylapatit oder Zink-Karbonat-Hydroxylapatit Nanokristalle belegt werden kann. Nach heutigem Kenntnisstand gibt es insgesamt gesehen keine Wirkstoffe, die alternativ zu Fluorid zur Kariesprophylaxe in Mundpflegeprodukten eingesetzt werden können. Fluoridfreie Zahnpasten sollten deshalb keinesfalls anstelle von fluoridhaltigen Zahnpasten für die tägliche Zahnpflege verwendet werden.