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DOI: 10.1055/s-0034-1371291
Die mobile Patientenakte in der Neurologie: Evaluation der Praxistauglichkeit am Beispiel der neuroradiologischen Diagnostik
Seit 2011 ist die Neurologie der Charité an der klinischen Implementierung einer Mobilen Patientenakte beteiligt, die über einen Tablet-PC den Zugriff auf relevante Patientendaten, Befunde, radiologische Bilder, Laborwerte, sowie klinische Aufgaben und Verlaufsnotizen gestattet (SAP-EMR). Im Unterschied zu anderen elektronischen Informationssystemen, die PC-basiert z.B. in Verbindung mit entsprechend ausgestatteten Visitenwägen zu Verfügung stehen, werden die mobilen Endgeräte (z.B. ein IPad-Mini®) in der Kitteltasche der Mitarbeiter mitgeführt. Dies ermöglicht potentiell den zeit- und ortsunabhängigen (z.B. Besprechungen, Visiten, Untersuchungsräumen) Zugriff auf in Echtzeit aktualisierte behandlungsrelevante Daten zur Evaluierung des diagnostischen und therapeutischen Fortschritts sowie der weiteren Behandlungsplanung.
Ziel des Evaluationsprojektes in der Neurologie war es, in einem randomisierten kontrollierten Verfahren die Verwendung der mobilen Krankenakte mit bereits etablierten Verfahren (analoge Akte inkl. laptopbasiertem Visitenwagen) zu vergleichen.
Durch präzise Erfassung von zeitlichen quantitativen und qualitativen Parametern (in Form eines strukturierten Fragebogens für beteiligte Mitarbeiter) wurde der Einfluss der ständigen Verfügbarkeit behandlungsrelevanter Daten auf klinische Arbeitsabläufe in einem sechswöchigen Zeitraum untersucht. Als primärer Endpunkt wurde der Unterschied eines Index aus Gesamtvisitendauer sowie deren Vor- und Nachbereitungszeit für die untersuchten Systeme gewählt.
Die vorläufige Auswertung der Evaluationsdaten deutet auf einen signifikanten Unterschied des primären Endpunkts; dieser scheint u.a. durch eine Verkürzung des Vor- und Nachbereitungszeit bei Nutzung eines mobilen Endgeräts bedingt. Die durchschnittliche Dauer pro Recherche, Anzahl redundanter Befundeinsichten und der Dokumentationsaufwand für weitere Prozeduren war gegenüber herkömmlichen Verfahren überlegen. Der Beitrag wird neben den ausführlichen Evaluationsergebnissen auch die formalen Erfordernisse des Datenschutzes kritisch diskutieren.