Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - V14
DOI: 10.1055/s-0034-1371193

Etablierung der kombinierten [15O]H2O-PET/MRT am Großtiermodell und bei Patienten mit (sub)akutem Schlaganfall

P Werner 1, Z Vilia 1, D Saur 2, M Patt 1, B Sattler 1, T Jochimsen 1, D Lobsien 3, F Then Bergh 2, A Dreyer 4, J Boltze 4, J Classen 2, KT Hoffmann 3, O Sabri 1, H Barthel 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik u. Poliklinik f. Nuklearmedizin, Leipzig, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik u. Poliklinik f. Neurologie, Leipzig, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung f. Neuroradiologie, Leipzig, Deutschland
  • 4Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie, Leipzig, Deutschland

Fragestellung: Mit der Kombination aus diffusionsgewichteter (DW) und perfusionsgewichteter (PW) Magnetresonanztomografie (MRT) können Patienten mit ischämischem Schlaganfall bisher nicht zuverlässig identifiziert werden, welche auch nach dem 4,5h-Zeitfenster von einer Lysetherapie profitieren (1 – 4). Als eine Ursache hierfür wird die mangelnde Genauigkeit der PW-MRT betrachtet (4,5). In der vorliegenden Studie wurde der (sub)akute Schlaganfall im Großtiermodell sowie bei Patienten mittels simultaner [15O]H2O PET/MRT untersucht, um die PW-MRT gegen [15O]H2O-PET, den aktuellen Goldstandard der zerebralen Perfusionsmessung, zu validieren.

Methoden: 10 Patienten (5 männlich) mit (sub)akutem Schlaganfall (Ø11,9h nach Symptombeginn) und 2 Merino-Schafe 2,5h und 14 d nach Verschluss der rechten A. cerebri media wurden mittels kombinierter PET/MRT untersucht. Simultan zur Akquise der [15O]H2O-PET-Daten erfolgte die diagnostische MRT (PWI/DWI, FLAIR, T2*, PASL, T1MPRAGE und kontrastmittelgestützte MR-Angiografie). Der zerebrale Blutfluss wurde voxelweise durch kinetische Modellierung der PET-Daten (1-Kompartment-Modell, PMOD 3.3) und mittels invasiver oder bildgestützter arterieller Inputfunktion bestimmt (PerfusionPET). Die PWI-Auswertung (PerfusionMRT: Tmax, TTP, CBF and CBV) erfolgte durch eine automatisierte Software (Perfusion Mismatch Analyzer, ASIST Japan, sSVD-Methode).

Ergebnisse: Die simultane [15O]H2O-PET/MRT ist bei Schlaganfallpatienten sowie am Großtiermodell möglich. Die klinische Versorgung der Patienten wurde durch die kombinierte Messung nicht relevant verzögert und die MRT- bzw. PET-Untersuchungen beeinträchtigten sich nicht gegenseitig in ihrer Qualität. Eine erste Vergleichsanalyse der PET- und MRT-Daten zeigt eine nur moderate Korrelation zwischen Tmax und PerfusionPET bei den Patienten (r =-0,24, p < 0,001). Derselbe Trend wird am Tiermodell beobachtet: Tmax vs. perfusionPET (r =-0.35, p = 0.06).

Zusammenfassung: Die simultane [15O]H2O-PET/MRT bei (sub)akutem Schlaganfall ist ohne Qualitätseinbußen der MRT- oder PET-Bilddaten realisierbar, die klinische Erstversorgung wird dabei nicht entscheidend verzögert. Die kombinierte PET/MRT birgt das Potential, die MRT-basierte multimodale Schlaganfallbildgebung zu validieren. In den ersten Patienten und am Tiermodell wird eine nur mittelgradige Korrelation zwischen PerfusionMRT und dem Goldstandard PerfusionPET beobachtet, was Ausdruck einer Über- oder Unterschätzung von wahren Perfusionsstörungen in der MRT sein könnte.

Literatur:

1. Albers, G. W. et al,. Ann. Neurol. 2006

2. Davis, S. M. et al., Lancet Neuro. 2009

4. Merino, J. G. & Warach, Nat. Rev. Neurol 2010

5. Zaro-Weber, O., Moeller-Hartmann, W., Heiss, W.-D. & Sobesky, Stroke 2010