Pneumologie 2014; 68 - P225
DOI: 10.1055/s-0034-1368011

Die Tropische Lungeneosinophilie kann auch in Deutschland vorkommen – ein ungewöhnlicher Fall

C Röder 1, I Bork 1, B Wollschläger 1, B Schmidt 1
  • 1Poliklinik und Klinik für Innere Medizin I (Abteilung Pneumologie), Universitätsklinikum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Halle (Saale)

Ein 50-jähriger schwarzafrikanischer Mann, der seit 32 Jahren in Deutschland lebt, stellte sich wegen Thoraxschmerz und Dyspnoe vor. Bei pathologischem EKG, erhöhtem Troponin und BNP wurde über die Koronarangiografie eine koronare 3-Gefäßerkrankung diagnostiziert und erfolgreich versorgt.

Klinisch blieb jedoch die Dyspnoe bestehen, zusätzlich zeigten sich Fieber, Nachtschweiß und Hämoptysen. Die Computertomografie zeigte ausgedehnte pulmonale Infiltrate, sonographisch ergab sich der Verdacht auf einen diffusen Leberparenchymschaden. In der Bronchoskopie sahen wir eine schweren Tracheobronchitis, mikrobiologisch ließen sich weder typische Pneumonieerreger noch Mykobakterien nachweisen. Laborchemisch konnten eine Erhöhung des Kreatinin und CRP nachgewiesen werden. Eine kalkulierte antibiotische Therapie blieb ohne Erfolg. Im weiteren Verlauf fiel neben einer Anämie eine deutliche Eosinophilie auf.

Dieser Befund induzierte eine erweiterte mikrobiologische Diagnostik die im Rahmen der Stuhluntersuchung auf Parasiten den positiven Befund für Strongyloides stercoralis erbrachte. Eine Therapie mit Mebendazol wurde eingeleitet.

Strongyloides stercoralis – der Zwergfadenwurm kommt in tropischen Regionen vor. Weltweit sind etwa 50 – 100 Millionen Menschen infiziert. Die Larven dringen durch die Haut ein, wandern hämatogen oder lymphogen in die Lunge. Nach Verschlucken entwickeln sich die adulten Weibchen im Dünndarm und legen dort bis zu 2000 Eier pro Tag, aus denen die Larven schlüpfen und über den Stuhl ausgeschieden in die Umwelt gelangen. Unter bestimmten Umständen kann der harmlose Zwergfadenwurmbefall zur disseminierten Strongyloidiasis, einem schweren Krankheitsbild führen.

Wir postulieren, dass die Infektion während der Kindheit, die er in Mosambik beim Stamm der Makua verlebte stattgefunden hat. Es kann bis zu 30 Jahren dauern, bis die Immunabwehr eines Menschen gegen die rezidivierenden Autoinfektionen nachlässt.