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DOI: 10.1055/s-0034-1368006
Interferon-induzierte Sarkoidose der Lunge: Fallbeschreibung einer 60-jährigen Patientin mit akut aggravierter Sarkoidose
Interferon α, das u.a. in der Therapie der Hepatitis, des metastasierenden Hautmelanoms sowie rheumatischer Erkrankungen eingesetzt wird, kann zu zahlreichen immunologischen Nebenwirkungen führen. Es bestehen Fall-beschreibungen über die Induktion bzw. Reaktivierung einer Sarkoidose unter dieser Therapie.
Interferon (IFN) stimuliert Th-1-Helferzellen und spielt daher eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Sarkoidose. Im Rahmen des zunehmenden Einsatz von IFN-α ist wiederholt die Entwicklung von Sarkoidose-Erkrankungen im Rahmen der IFN-Gabe im Abstand von bis zu 5 Jahren nach Therapieende beschrieben worden. Die meisten publizierten Fälle beziehen sich auf Patienten mit Hepatitis C.
Wir berichten über eine 60-jährige Patientin, die im Rahmen einer chronischen Hepatitis C eine Therapie mit IFN-α und Ribavirin erhielt. Die Aufnahme erfolgte wegen zunehmender Dyspnoe bei foudroyant zunehmenden Lungeninfiltraten bds. Ein Infekt wurde ausgeschlossen. Endoskopisch zeigten sich eine lymphozytäre Alveolitis mit typisch erhöhtem CD4/CD8-Quotient in der BAL sowie epitheloidzellige Granulome aus der Lymphknotenhistologie (EBUS-TBNA). Mit der sicheren Diagnose einer Sarkoidose begannen wir eine Steroidtherapie, worunter es zu einem raschen Ansprechen der Infiltrate und Besserung der Dyspnoe kam. Die vorliegende Kasuistik unterstreicht die Rolle der IFN-Therapie in der Entwicklung einer Sarkoidose. Es sind nur sehr wenige Fälle von Patienten mit chronischer Hepatitis C, Interferontherapie und Entwicklung einer Sarkoidose dokumentiert.
Aktuell besteht diese Pharmakakombination als Therapiestandard der chronischen Hepatitis C. In Deutschland sind vermutlich mehr als eine Million Menschen von einer chronischen viralen Entzündung der Leber betroffen und davon sind 400.000 bis 500.000 Menschen mit dem Hepatitis C-Virus infiziert. Aufgrund der Häufigkeit der Erkrankung und des Verdachtes einer klinisch relevanten Nebenwirkung der Therapie wollten wir den Fall präsentieren.