Pneumologie 2014; 68 - P661
DOI: 10.1055/s-0034-1367993

Hohe Prävalenz obstruktiver Ventilationsstörungen bei jungen Erwachsenen

R Wiewrodt 1, B Höpfner 2, LH Schmidt 1, K Wiebe 3, J Schmidt 3, K Blackert 2, FJF Herth 4
  • 1Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik und Poliklinik A, Universitätsklinikum Münster
  • 2Ethos gemeinnützige GmbH, Werne
  • 3Schwerpunkt Thoraxchirurgie, Thg-Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • 4Thoraxklinik Heidelberg, Universität Heidelberg

Hintergrund:

Aktuelle Studien belegen die hohe Prävalenz einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung in Deutschland für Personen über 40 Jahre. Die Prävalenz von obstruktiven Ventilationsstörungen bei Erwachsenen unter 40 Jahren hingegen ist weniger gut belegbar.

Methoden:

Das LuFuMobil ist ein mobiles Lungenfunktionslabor. Bis Juli 2013 wurden an 71 Stadtorten deutschlandweit Messungen durchgeführt. Das Protokoll umfasst einen elektronischen Fragebogen und eine Spirometrie (Fa. Geraterm), die von erfahrenen Lungenfunktionsassistentinnen durchgeführt wird. Primäres Ziel ist die deutschlandweite Bestimmung der Prävalenz obstruktiver Ventilationsstörungen (FEV1/FVC < 0,7 und/oder FEV1 < 80% Sollwert).

Ergebnisse:

Bisher nahmen 6020 Personen teil (Alter (MW) 59,7 Jahre, Spanne 18 – 96J, 50,8% weiblich). Bei 818 Personen (13,7%) lag eine bereits diagnostizierte Lungenerkrankung vor. Bei Personen ohne vorbekannte Lungenerkrankung (n = 5166) wurde bei 19,8% eine obstruktive Ventilationsstörungen gemessen, wobei die Rate von der Lebensdekade abhängig ist: 14,3% bei Personen unter 30 Jahren, 13,4% (30- < 40J), 13,1% (40- < 50J), 21,4% (50- < 60J) und 29,5% bei Personen ab 60J (p < 0,0001). Raucher waren häufiger betroffen (17,3% Nieraucher vs. 22,2% Jemalsraucher, p < 0,001), wobei bei Personen unter 40 Jahren die Unterschiede zwischen Nierauchern und Jemalsrauchern statistisch nicht relevant waren. Bei frühem Rauchenbeginn vor dem vollendetem 20. Lebensjahr (LJ) war die Lungenfunktion bei Jemalsrauchern bereits ab dem Alter von 30J. statistisch relevant vermindert gegenüber Personen mit Rauchbeginn erst nach vollendetem 20. LJ.

Schlussfolgerung:

Bei jedem zehnten Erwachsenen unter 40 Jahre ohne vorbekannte Lungenerkrankung wird unabhängig vom Rauchstatus eine obstruktive Ventilationsstörung beobachtet. Ein früher Rauchbeginn bereits vor dem 20. Lebensjahr ist ein möglicher Surrogatmarker für eine erhöhte Prävalenz obstruktiver Ventilationsstörungen im mittleren und höheren Alter.