Pneumologie 2014; 68 - P459
DOI: 10.1055/s-0034-1367867

Polymerische Lungenvolumenreduktion (AeriSeal) in Abhängigkeit des präinterventionellen Residualvolumens

R Eberhardt 1, D Gompelmann 1, O Fruchter 2, MR Kremer 2, EP Ingenito 3, FJF Herth 4
  • 1Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg; Pneumologie und Beatmungsmedizin
  • 2Rabin Medical Center, Beilinson Hospital, Israel
  • 3Aeris Therapeutics, Medical Affairs Department, USA
  • 4Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg

Hintergrund:

Das präinterventionelle Residualvolumen (RV) gilt als ein Maß für die Lungenüberblähung und stellt einen möglichen Prediktor für ein Ansprechen auf eine Lungenvolumenreduktionstherapie dar. Ein RV > 150% vom Soll wird in Studien oft als Einschlusskriterium gefordert, obwohl im klinischen Alltag ein RV von > 200% vom Soll häufig als Kriterium für die Patientenauswahl verwendet wird.

Material:

In einer retrospektiven Analyse wurde das Ansprechen auf eine polymerische Lungenvolumenreduktion (PLVR, AeriSeal) bei Patienten mit einem oberlappenbetonten Lungenemphysem in Abhängigkeit von dem präinterventionellem RV untersucht. Verwendet wurden Patientendaten aus 3 prospektiven Studien zur PLVR (NCT 00884967, NCT 01051258, NCT 01181466).

Ergebnisse:

Eine vollständige Datenanalyse war bei 52 von 54 Patienten möglich. 21 von 52 Patienten hatten einen Ausgangs-RV zwischen 150 und 200% vom Soll, 31 hatten ein Ausgangs- RV > 200% vom Soll. 6 Monate nach der PLVR konnte in beiden Gruppen die Effektivität des Verfahrens nachgewiesen werden, wobei im Vergleich der beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Verbesserung in der Lungenfunktion (FEV1 +15,8 ± 25,4% vs. +12,5 ± 19,0%; n.s.), in der Belastbarkeit (6MWD +18,4 m ± 70,1 m vs. +23,4 ± 63,4 m; n.s.) sowie in der Lebensqualität (SGRQ -7,5 ± 12,9 vs. -6,9 ± 15,6; n.s.) erhoben werden konnte.. Patienten mit einem geringen RV profitierten als Folge einer Veränderung der Lungenimpedance (Δ(FEV1/VC) x VC), während Patienten mit einem höheren RV hauptsächlich von einer Veränderung im Bereich der Vitalkapazität (ΔVC x (FEV1/VC)) profitierten.

Beurteilung:

Eine polymerische Lungenvolumenreduktion ist bei Patienten mit oberlappenbetontem Lungenemphysem sowohl bei einem RV zwischen 150 bis 200% vom Soll als auch einem RV > 200% vom Soll erfolgreich. Ein Ausschluss von einer PLVR ist daher bei Patienten mit einem RV < 200% nicht gerechtfertigt. Die pathophysiologische Wirkmechanismen zwischen den beiden Gruppen sind jedoch unterschiedlich.