Pneumologie 2014; 68 - A8
DOI: 10.1055/s-0033-1364133

Pulmonale Infiltrate nach Interferon-alpha-Therapie bei malignem Melanom

A Frille 1, J Bräunlich 1, HJ Seyfarth 1, H Wirtz 1
  • 1Abteilung Pneumologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig

Kasuistik: Ein 25-jähriger Mann stellte sich mit interstitiellen pulmonalen Verschattungen und linkszervikaler Lymphknotenschwellung im Rahmen der Tumornachsorge eines 2008 entfernten malignen Melanoms vor. Es handelte sich um ein superfiziell spreitendes malignes Melanom bei negativem Sentinel-Lymphknoten (Stadium IIA). Die adjuvante Therapie bestand aus Interferon-alpha-2 (3 × 3Mio IE pro Woche) über 18 Monate. Die aktuelle Anamnese war bis auf Husten unauffällig. In der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) mit diagnostischer Computertomografie (CT) fanden sich in allen Lungenabschnitten deutliche diffuse interstitielle intensiv glukosestoffwechselaktive Infiltrate sowie vergrößerte mediastinale Lymphknoten. Eine vermehrte Glukoseaufnahme war in drei linkszervikalen Lymphknoten und im rechten Humerus zu sehen. Laborchemisch ergaben sich keine Hinweise auf eine Entzündung, jedoch waren das Angiotensin-I-konvertierendes Enzym, der lösliche Interleukin-2-Rezeptor und das Neopterin im Serum pathologisch erhöht. In der transbronchialen Biopsie ergab sich keinen Anhalt für eine pulmonale Metastasierung des malignen Melanoms. Es zeigten sich jedoch zahlreiche teils konfluente epitheloid-riesenzellige Granulome ohne zentrale Verkäsung. Somit gingen wir bei diesen pulmonalen Infiltraten von einer Sarkoidose-ähnlichen Medikamentenreaktion aus, die durch die Interferon-alpha-2-Therapie induziert wurde. Die PET-CT-positiven zervikalen Lymphknoten zeigten nach chirurgischer Sicherung Tumorzellen eines malignen Melanoms sowie sarcoid-like lesions.

Diskussion: Sarkoidose-ähnliche Medikamentenreaktionen auf Interferon-Therapie bei Melanom-Patienten sind eine sehr seltene Differentialdiagnose. Soweit bekannt existieren bisher nur 12 beschriebene Fälle. In diesen zeigten sich die Manifestationen hauptsächlich auf der Haut, in der Lunge und in den mediastinalen Lymphknoten, jedoch kann prinzipiell jedes Organ befallen sein. Normalerweise sind diese Veränderungen spontan regredient. In dem hier beschriebenen Fall zeigten sich über zwei Jahren nach Therapiebeendigung noch immer die Folgen der Medikation mit Interferon alpha.