Pneumologie 2014; 68 - A1
DOI: 10.1055/s-0033-1364126

Copeptin als Parameter zur Vorhersage einer kurzfristigen Hochrisikoprognose bei Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie

M Kolditz 1, M Halank 1, B Schulte-Hubbert 1, S Bergmann 2, S Albrecht 3, G Höffken 1
  • 1Abt. Pneumologie, Medizinische Klinik I
  • 2Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
  • 3Klinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden

Einleitung: Die optimale Risikoprädiktion eines kurzfristigen ungünstigen Verlaufs bei Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) mit klinischen Scores und Biomarkern ist nicht zufriedenstellend gelöst. Die neuen kardiovaskulären Marker Copeptin und Proadrenomedullin (MR-proADM) sind vielversprechend zur Evaluation der mittel- und längerfristigen Prognose bei CAP. Diese prospektive Studie evaluiert beide Marker erstmals hinsichtlich ihrer prognostischen Wertigkeit zur Vorhersage kurzfristiger klinischer Hochrisikoendpunkte.

Methoden: 51 konsekutive hospitalisierte Patienten mit CAP wurden prospektiv eingeschlossen. Bei Aufnahme wurden die Biomarker MR-proADM, Copeptin, CRP und PCT sowie die klinischen Scores CRB-65, PSI und ATS 2007 Minorkriterien bestimmt. Vordefinierte klinische Endpunkte waren Letalität oder intensivstationäre Behandlungspflichtigkeit innerhalb der ersten 7 Tage und persistierende klinische Instabilität nach 72 Stunden.

Ergebnisse: Copeptin war als einziger Biomarker signifikant mit beiden Endpunkten assoziiert (jeweils p = 0,003). In der ROC-Kurvenanalyse sagte Copeptin Letalität oder intensivstationäre Behandlungspflichtigkeit innerhalb der ersten 7 Tage (AUC 0,81, Grenzwert 35 pmol/l: Sensitivität 78%, Spezifität 79%) sowie klinische Instabilität nach 72 Stunden (AUC 0,74) mit hoher Genauigkeit voraus. In der Kaplan-Meier-Analyse zeigten Patienten mit hohen Copeptinwerten eine signifikant kürzere ITS-freie Überlebenszeit (p = 0,001). Die diagnostische Genauigkeit von Copeptin war der des CRB-65 Scores überlegen und der des PSI oder der ATS Minorkriterien vergleichbar. Wenn Copeptin als zusätzlicher Parameter zu den ATS Minorkriterien verwendet wurde, konnte deren diagnostische Aussagekraft signifikant verbessert werden.

Diskussion: Copeptin kann eine kurzfristige Hochrisikoprognose bei Patienten mit CAP vorhersagen und verbessert hierfür die prognostische Aussagekraft etablierter klinischer Scores. Es ist in dieser Fragestellung am untersuchten Patientenkollektiv den untersuchten inflammatorischen Biomarkern und Proadrenomedullin überlegen. Copeptin sollte daher als Bestandteil eines kombinierten klinischen und laborchemischen Scores in einer prospektiven Interventionsstudie zur Steuerung intensiverer Management- und Therapiealgorithmen bei CAP im Krankenhaus untersucht werden.