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DOI: 10.1055/s-0033-1363387
Einfluss der Sehnervbelastung auf den Augenerhalt nach Protonentherapie posteriorer Aderhautmelanome
Hintergrund: Während nach einer Protonentherapie papillennaher Aderhautmelanomen meist mit einer deutlichen Visusverschlechterung zu rechnen ist, gilt in diesem Patientenkollektiv der langfristige Augenerhalt neben der lokalen Tumorkontrolle als eines der wichtigsten Therapieziele.
Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung des Augenerhalts bei insgesamt 345 Patienten (T1: 132 Patienten, T2: 178 Patienten, T3: 38 Patienten), die bei einem posterioren Aderhautmelanomen (mediane Tumor-Papillen-Distanz 0,8 mm) eine alleinige Protonentherapie mit 60 CGE über 4 Fraktionen erhielten. Alle Patienten wurden in Abhängigkeit von der im Median mitbestrahlten Sehnervenstrecke in 3 Gruppen eingeteilt (keine Sehnervbelastung, ≤ 2,5 mm bestrahlte Sehnervstrecke, > 2,5 mm bestrahlte Sehnervstrecke). Die Nachbeobachtungszeit betrug im Median 76,9 Monate.
Ergebnisse: Fünf Jahre nach Protonentherapie konnte das Auge bei 94,6% der Patienten erhalten werden. Erwartungsgemäß zeigte sich eine signifikante Abhängigkeit des Enukleationsrisikos von der Tumorausdehnung. Bei 2,2% der Patienten mit T1-Tumor, 5,8% der Patienten mit T2- und 13,2% der Patienten mit T3-Tumor konnte das Auge nicht erhalten werden. Weiterhin zeigte sich in der Patientengruppe mit vollständig geschontem Sehnerven (n = 92) eine Enukleationsrate von 2,2%, bei Patienten mit einer belasteten Sehnervenstrecke bis 2,5 mm (n = 180) lag die Enukleationsrate bei 6,1%. Bei einer Sehnervenbelastung von über 2,5 mm (n = 73) musst das Auge in 10,6%. der Fälle entfernt werden. Bei allen 13 nicht rezidivbedingten Enukleationen, darunter 2 Patienten mit T1-Tumor und 7 Patienten mit T2-Tumor, konnte der Sehnerv nicht vollständig geschont werden.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung deutet auf einen quantitativen Zusammenhang zwischen Sehnervbelastung und Enukleationsrisiko nach Protonentherapie hin. Patienten mit papillennahen Tumoren dürften somit bezüglich des Augenerhaltes von den sehr steilen Dosisgradienten einer Protonentherapie profitieren.