Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po01_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361382

Präeklampsie vs. chronische Nierenerkrankung – Differentialdiagnose mittels sFlt-1/PlGF-Ratio

A Gottschlich 1, J Hoffmann 1, J Kern 1, H Stepan 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Germany

Hintergrund: Sowohl Präeklampsie als auch chronische Nierenerkrankungen betreffen ca. 2 – 5% aller Schwangerschaften und teilen typische Symptome wie Proteinurie und Hypertonie. Eine Differentialdiagnose im klinischen Arbeitsalltag ist daher oft schwierig. Die Differenzierung beider Krankheitsbilder spielt aber für das weitere Management der betroffenen Schwangerschaft eine enorme Rolle. So erfordert die Diagnose einer schweren Präeklampsie nicht selten die frühzeitige Entbindung als einzige kausale Therapieoption, wohingegen bei einer chronischen Nierenerkrankung unter engmaschiger feto-maternaler Überwachung eine Prolongation der Schwangerschaft erwogen werden kann.

Die Messung der seit 2009 in der klinischen Routine verfügbaren sFlt-1/PlGF-Ratio kann in diesem Zusammenhang eine diagnostische Hilfe sein. Wie auf dieser Grundlage die frühzeitige Differenzierung beider Erkrankungen gelingt und damit eine Verbesserung des klinischen Managements bezüglich einer Schwangerschaftsprolongation möglich ist, zeigen die im Folgenden dargestellten klinischen Fälle.

Fall 1: Einweisungsdiagnose: V.a. Präeklampsie, Leitsymptome: Massive Ödeme, Dyspnoe, Hypertonie, Proteinurie, Quotient: 11,21, Diagnose: Akutes Nierenversagen bei diabetischer Nephropathie.

Fall 2: Einweisungsdiagnose: V.a. Präeklampsie, Leitsymptome: Hypertonie, Proteinurie und progrediente Ödeme. Quotient: 31,84, Diagnose; Nephrotisches Syndrom unklarer Genese.

Zusammenfassung: Beide Fälle belegen deutlich die Möglichkeit der Schwangerschaftsprolongation nach Ausschluss einer Präeklampsie und anderer lebensbedrohlicher Komplikationen. Die Messung der sFlt-1/PlGF-Ratio unterstützt die Diagnosenstellung in diesem Zusammenhang enorm. Die antiagiogenen und angiogenen Faktoren sFlt-1 und PlGF sind damit die einzigen derzeit verfügbaren Biomarker denen die Differenzierung dieser Krankheitsbilder gelingt.