Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V20_1
DOI: 10.1055/s-0033-1361316

Zervixdilatation und Kürettage während eines primären Kaiserschnitts – eine retrospektive Analyse

S Berlit 1, J Nickol 1, C Weiss 2, B Tuschy 1, D Temerinac 1, J Mayer 1, M Sütterlin 1, S Kehl 3
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Frauenklinik, Mannheim, Germany
  • 2Universitätsmedizin Mannheim, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Germany
  • 3Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Germany

Ziel: Der Kaiserschnitt ist die häufigste Operation in der Geburtshilfe und dementsprechend gut untersucht. Viele der operativen Schritte sind hinreichend evaluiert und entsprechende Empfehlungen wurden ausgesprochen. Die Wertigkeit einiger Verfahren ist jedoch auch heute noch unklar. So wird oftmals während eines Kaiserschnitts die Cervix uteri dilatiert und eine Kürettage durchgeführt. Da nur wenige Studien den Nutzen dieser Verfahren untersuchten, war es das Ziel dieser Untersuchung, den Einfluss der Zervixdilatation und der Kürettage der Gebärmutter im Rahmen eines geplanten Kaiserschnitts hinsichtlich postoperativer Morbidität zu evaluieren.

Methodik: Insgesamt wurden 1003 primäre Kaiserschnitte analysiert. Primärer Zielparameter war der Einfluss der Zervixdilatation und der Kürettage auf das Auftreten einer postpartalen Hämorrhagie (PPH). Als weitere Parameter wurden evaluiert: sekundäre PPH, peripartaler Blutverlust, Notwendigkeit einer Bluttransfusion, postpartales Fieber, Endometritis, Wundinfektion, Harnwegsinfektion, Subinvolutio uteri, Plazentareste und Operationszeit. Es wurden Subgruppen-Analysen (Dilatation – keine Dilatation, Kürettage – keine Kürettage, Dilatation und/oder Kürettage – keine der Methoden) sowie Regressionsanalysen zur Identifikation von Risikofaktoren für eine PPH durchgeführt.

Ergebnis: Als Risikofaktoren für eine PPH wurden Mehrlingsschwangerschaften (P = 0,0025) und ein hoher BMI (P = 0,0251) identifiziert. Kürettage, Zervixdilatation, ein vorheriger Kaiserschnitt, maternales und Gestationsalter waren auf einem Niveau von α= 0,10 nicht signifikant. Eine Subinvolutio uteri trat häufiger auf, wenn eine Zervixdilatation durchgeführt wurde (P= 0,0482). Die Operationszeit signifikant länger, wenn eine Zervixdilation und/oder eine Kürettage erfolgten (P < 0,0001).

Schlussfolgerung: Die Durchführung einer routinemäßigen Zervixdilatation mit oder ohne Kürettage im Rahmen eines primären Kaiserschnitts ist nicht vorteilhaft.