Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V13_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361273

Dammrisse III und IV Grades: 5 Jahres Daten bezogen auf Prävalenz bzw. Outcome eines Perinatalzentrums Level I.

B Niemeyer 1, M Hamann 1, M Vogel 1, KTM Schneider 1
  • 1Klinikum rechts der Isar- TU München, Frauenklinik- Perinatalmedizin, München, Germany

Fragestellung: Die Prävalenz von Dammrissen III und IV Grades liegt nach vag. Geburt bei 1%, bei Erstgebärenden sogar bei 1,6%. Eine Episiotomie erhöht das Risiko auf 2,5%. Schwere anale Inkontinenz treten in 6 – 28% der Fälle auf. Hauptrisiken sind vaginal operative Entbindung, Episiotomie, Geburtsgewicht > 4000 g und verlängerte AP.

Methodik: Wir stellen eine retrospektive Analyse über die Häufigkeit bzw. das Outcome von Patientinnen mit einem DR III/IV im Zeitraum von 2008 – 2012 an einem Perinatalzentrum Level I mit insgesamt 4758 vaginalen Entbindungen vor. 6 – 8 Wochen nach Geburt erfolgte eine urogynäkologische Nachuntersuchung. Die Diagnose DR III wird an unserem Zentrum bereits beim Riss nur weniger oberflächlicher Fasern gestellt. Die Versorgung erfolgt durch einen Facharzt.

Ergebnis: Im Zeitraum von 2008 – 2012 zeigte sich bei insgesamt 4758 vaginalen Geburten (n = 4758) ein DR III bei 183 Pat. (3,8%), ein Dammriss IV bei 5 Pat. (0,1%). Aufgeschlüsselt auf die Jahre 2008 – 2012, liegt die Rate an höhergradigen Dammverletzungen bei 3,9%, 3,7%, 4,8%, 3,7% und 3,4%.

Hauptrisikofaktoren waren die vag. operative Entbindung (n = 27), Makrosomie (n = 9), Episiotomie (n = 7).

53% der Patientinnen (n = 188) erschienen zur Nachuntersuchung. Die Hauptbeschwerden waren dabei die Flatusinkontinenz bei 15% der Pat. (n = 29), gefolgt von verkürzter Stuhlvorwarnzeit in 6,3% (n = 12), einer BIK in 5,8% (n = 11) und einer Dyspareunie in 4,7% (n = 9). 7 Pat. zeigten eine Inkontinenz für flüssigen Stuhl (3,7%) und bei 2 Pat. erfolgte eine Sekundärrekonstruktion des Sphinkters.

Schlussfolgerung: Die Ereignisrate von 3,9% für den DRIIII/DRIV sind im internationalen Vergleich sehr hoch, was daran liegt, dass bereits ein minimaler Faserausriss als DRIII bezeichnet wird. Die geringe Komplikationsrate von 3,7% für eine Stuhlinkontinenz liegt an der aufwendigen operativen Versorgung.

Somit sollte die Diagnose eines DR III/IV großzügig gestellt und entsprechenden fachärztlichen Versorgung werden.