Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V10_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361251

Angiogenesemarker bei klinisch manifester Präeklampsie und deren Relevanz

S Gabioud 1, M Baumann 1, L Raio 1, L Risch 2, U Wiedemann 2, C Hofstaetter 1, D Surbek 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital, Bern, Switzerland
  • 2Labormedizinisches Zentrum Dr. Risch, Liebefeld, Switzerland

Fragestellung: Angiogenesemarker (sFlt-1, PLGF, sFlt-1/PIGF-Quotient ≥85) werden in der Präeklampsie diskutiert. Meiste Studien zielen auf die Prädiktion, und zeigen gute Sensitivität und Spezifität, v.a. in den schweren Formen. Ziel der Studie war, die Wertigkeit diesen Markern bei klinisch manifester PE zu untersuchen.

Methodik: Zwischen 06.2011 und 12.2012 wurden bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft und klinisch manifester PE PLGF und sFlt-1 bestimmt. Diese wurden mit dem Schweregrad der PE (mild vs. schwer) und ob das Kind wachstumsrestriktiert war (IUWR, Gewicht < P10) verglichen. Kontinuierliche Variablen wurden mittels t-Tests oder ANOVA untersucht, Quotienten mit dem Chi2 oder Fischer Test. Korrelationen wurden mit dem Spearman rank Test und mittels ROC Analysen gesucht.

Ergebnis: 47 Frauen wurden eingeschlossen. 87% hatten eine schwere PE, 70% manifestierten sich vor 34 Wochen und 27% hatten eine IUWR. Obwohl die schweren PE einen höheren Quotient aufwiesen als die leichten, war dieser Unterschied nicht signifikant (p = 0,82). Ein Quotient ≥85 war bei sPE mit IUWR häufiger (leichte PE 33,3%, sPE 78,8%, sPE mit IUWR 99,9%, p < 0,05). Im Gegensatz zu sFlt-1 korrelierte PLGF mit Plazentamasse (r = 0,39, p = 0,0069), Kindsgewicht (r = 0,52, p = 0,0002) und Gestationsalter (r = 0,48, p = 0,0007). Die niedrigsten PLGF-Werte wurden bei sPE mit IUWR gefunden (leichte PE: 105 [39 – 175], sPE: 97 [27 – 385], sPE mit IUWR: 47 [12 – 135], p = 0,03). Wenn wir unabhängig vom Schweregrad der PE unterscheiden in Fällen mit und ohne IUWR, finden wir tiefere PIGF-Werte bei den IUWR-Fällen (56 [12 – 139] vs. 102 [27 – 385]; p = 0,014).

Schlussfolgerung: Bei Fällen mit manifester PE spielen s-Flt1 und sFlt-1/PLGF eine untergeordnete Rolle zur Differenzierung in leichte oder schwere Form. PLGF diskriminiert zwischen PE mit und ohne Plazentainsuffizienz unabhängig vom Schweregrad der PE; dies könnte die plazentare Form der PE erfassen. Interessant wäre, PLGF im Rahmen der IUWR ohne PE zu untersuchen.