Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V06_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361225

Mütterliche „Superadipositas“ – erschwertes perinatales Management?

DR Hartge 1, A Schröer 1, J Spiegler 2, J Weichert 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Pränatalmedizin und spezielle Geburtshilfe, Lübeck, Germany
  • 2Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck, Germany

Fragestellung: Morbide Adipositas stellt ein zunehmendes Problem bei der Versorgung Schwangerer dar. Ab einem body-mass-index (BMI) über 50 kg/m2 spricht man von Superadipositas. Erhöhte Raten für Komplikationen bei chirurgischen/anästhesiologischen Interventionen und ein erhöhtes Risiko für kongenitale Fehlbildungen sind nachgewiesen. Wir möchten mit der vorliegenden Studie dazu beitragen, die erforderlichen Behandlungsstrategien bei diesem Hoch-Risikokollektiv aufzuzeigen.

Methodik: Wir werteten alle Schwangerschaften und Geburten von Frauen mit einem BMI > 50 aus, die in unserem tertiären Zentrum in den Jahren 2000 – 2012 entbunden haben.

Ergebnis: 58/17904 Schwangerschaften wurden in die Evaluation eingeschlossen.

Pränatal wurden folgende kongenitale Fehlbildungen nachgewiesen: ein Atrio-Ventrikularseptumdefekt, ein hypoplastisches Linksherzsyndrom mit Aortenisthmusstenose, ein rechter Aortenbogen und ein Truncus arteriosus communis. Die durchschnittlich erforderliche Anzahl der Ultraschalluntersuchungen lag bei 2,4.

Fetale Makrosomien lagen in 15/58 Schwangerschaften vor. In allen Fällen war die fetale Makrosomie bereits antenatal vermutet worden. 6/15 Frauen ließen eine primäre Sectio durchführen. 3/15 Frauen haben spontan entbunden. Bei 6/15 Frauen wurde eine sekundäre Sectio durchgeführt, von denen 5 jenseits der abgeschlossenen 40. Schwangerschaftswoche stattfanden. 5/58 Neugeborenen entwickelten postpartal schwere Hypoglykämien mit der Notwendigkeit der stationären Behandlung. Es gab keinen Fall einer Schulterdystokie. Höhergradige Geburtsverletzungen traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Mütterliche Superadipositas bindet mehr personelle und technische Ressourcen. Die pränatale Detektion von fetalen Fehlbildungen ist erschwert. Eine Übertragung sollte vermieden werden. Dies gilt besonders für die Schwangerschaften superadipöser Frauen mit fetaler Makrosomie. Eine präkonzeptionelle Gewichtsreduktion ist bei betroffenen Frauen mit Kinderwunsch anzustreben.