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DOI: 10.1055/s-0033-1361189
Selektive nächtliche Insulinresistenz bei Gestationsdiabetes: Ein Fallbeispiel unter vielen?
Fragestellung: Ist bei isoliert auftretenden Nüchtern-Glukosewerten > 5 mmol/l trotz guter Kontrolle der abendlichen postprandialen Blutzuckerwerte die isolierte Gabe von Nachtinsulin zur Therapie des Gestationsdiabetes effektiv und indiziert?
Methode: Fallbeispiel.
Ergebnisse: Wir berichten über eine 28-jlährige IIg Ip nach unauffälliger erster Schwangerschaft mit einem prägraviden BMI von 24,6. Aus der Eigenanamnese ist eine Laktoseintoleranz bekannt, in der Familienanamese sind beide Großväter mit einem Typ II Diabetes belastet. Bis zur 26. SSW zeitgerecht entwickelte Einlingsschwangerschaft. Der 75 g oGTT in der 26. SSW zeigte zu allen Zeiten einen Normalbefund bei bis dahin unauffälligem fetalen Wachstum. Mit 31 SSW bei akzelerierendem Wachstum des Feten Wiederholung des oGTT, der jetzt eine erhöhte Nüchternglukose zeigt (5,3 mmol/l, 1h: 7,7 mmol/l, 2h: 6,7 mmol/l), die sich in den Blutzuckertagesprofilen bestätigt. Unter einer Insulintherapie mit Protaphane konnten die Blutzuckernüchternwerte normalisiert und akzelerierende Wachstum gestoppt werden. Im weiteren Verlauf perzentilentreues Wachstum bei guter Stoffwechselkontrolle trotz großer KE-Mengen ohne Insulin am Tag. Es kam zur Geburt eines unauffälligen Mädchens (4030 g, Apgar 9/10/10, NApH: 7,32) ohne neonatale Auffälligkeiten.
Schlussfolgerung: Seit diesem ersten Fall von isolierter Gabe von nächtlichem Langzeitinsulin betreuen wir aktuell in unserem Kompetenzzentrum für Diabetes in der Schwangerschaft drei weitere Fälle mit isolierter Gabe von zum Teil erheblichen Mengen (bis zu 50 IE) an nächtlichem Langzeitinsulin. In allen Fällen konnte die akzelerierende Kindsentwicklung durch die Korrektur der Nüchternglukose gestoppt werden. Die nächtliche Insulinresistenz bei Gestationsdiabetes erscheint daher von beachtenswerter Relevanz.